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Weiter geht es / It goes on

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Weiter geht es / It goes on

23.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“

 

Und täglich grüßt das Murmeltier... So kommen wir uns vor, als wir uns erneut zum Konsulat auf machen. Der Morgen ist jung, die Straßen sind leer. Vorbei geht es an vielen Baustellen, die hier alle mit einem Stahlskelett starten. Denn Iran ist permanent von Erdbeben bedroht und so soll die stabile Grundkonstruktion Halt geben, wenn es darauf an kommt. Verkleidet ist eine Vielzahl der Häuser mit Marmor oder anderen edlen Natursteinen. Immer wieder wird uns deutlich, wie reich an Schätzen Iran ist. Nur kommt es den Menschen nicht so vor. Es gibt Unmengen an Obstsorten, Marmor, Edelsteine, Gold, Öl und andere Vorkommen. Eigentlich alles, was einem Land gut tut, findet sich hier. Manchmal stellen wir uns schmunzelnd vor, wie es wäre, wenn in Deutschland so viel mit Naturstein und Marmor gebaut werden würde. Wir erreichen unser Ziel, das Konsulat, und der freundliche Wachmann steht wieder an seinem Platz und lächelt uns zu. Auch sonst ist Lebendigkeit spürbar. Und so dauert es nur wenige Augenblicke, bis wir unsere Pässe und 110 Dollar für die beiden Visa durch die kleine Luke schieben. Tatatata! Sten hält lachend die 5-Tage Visa in seinen Händen. Wir beschließen, heute in Ruhe alle Erledigungen zu machen und langsam Abschied zu nehmen, bevor wir morgen früh 7 Uhr zur Grenze aufbrechen. Bis zum 28.3. läuft unser Transit Visum für Turkmenistan.

 

Das Abenteuer geht also weiter...

 

Haleh freut sich, dass wir beschließen heute noch zu bleiben und so verabreden wir gleich ein Iran-Abschlusskochevent mit ihren Eltern. Es ist ein ganz spezielles Gericht der Region Bojnourd, 400 Kilometer von Mashhad entfernt und heißt: „Ash Ghalyeh“. Dafür werden rote und weiße Bohnen mit Linsen in gebratenen Zwiebeln und Tomatenmark langsam gegart, anschließend in eine Auflaufform mit weich gekochten Weizennudeln geschichtet und am Ende mit einer Minze-Soße verziert. Wir sind uns einig, dass es ein würdiges Gericht für den letzten Tag in Iran ist. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass es nach dem Essen einen Tee gibt, um noch gemütlich miteinander zu erzählen. Es geht dabei meist um recht grundsätzliche Themen und um Fragen, die jeder immer schon mal stellen wollte. Heute zum Beispiel reden wir über die Rente in beiden Ländern, warum Deutschland nicht Germania heißt, die Bräuche beim Heiraten, und, und, und. In Iran arbeiten Frauen bis 55 oder 30 Jahre lang. Männer bis 65 Jahre. Zur Hochzeit schenken in jedem Fall die Eltern des Mannes ein Haus oder eine Wohnung. Die Eltern der Frau zahlen die Einrichtung. All das ist schön und hat doch die Kehrseite, dass es getan wird, weil junge Leute in Iran sehr schlecht Arbeit finden können. Frauen so gut wie gar nicht. So sind sie oft auf die jahrelange Unterstützung angewiesen. Lässt sich ein Paar scheiden, kann die Frau die zur Hochzeit versprochenen Goldcoins einlösen und hat so ein Startgeld, um allein klar zu kommen.

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Ich finde es total spannend, diese kleinen Details der Kulturen im Laufe der Zeit zu erfahren und teilweise selbst zu erleben. Das verändert das ganze Bild, macht es facettenreicher und bunter. Wenn ich jetzt an meinen ersten Tag in Iran zurück denke, wie fremd und unsicher ich mich gefühlt habe und dies in Beziehung setze zu dem Eindruck welchen ich heute nach zweiundvierzig Tagen habe, so hat beides nicht mehr viel miteinander zu tun. Es ist ein Land, dessen Größe und Stärke an Gastfreundschaft dieses abgenutzte Wort nicht wirklich beschreiben kann. Wir sind all die Tage von Herzlichkeit umgeben gewesen und haben gespürt, wie sehr sich die Menschen hier freuen, dass Besuch aus dem Ausland da ist. Iran ist wirklich ein Geheimtipp, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen. Wenn es geht, wollen wir in jedem Falle wieder in den Iran reisen. So viele Ecken haben wir noch nicht gesehen, so viele Menschen haben wir kennen gelernt, die wir gern wieder sehen möchten. Ich lasse sie alle noch einmal vor meinem geistigen Auge vorbei ziehen:

 

Firouzi und Solmaz aus Tabriz, die uns den ersten Abend leichter gemacht hat. Pouri, Atefe, Ali und Ava aus Teheran, mit denen wir einen fröhlichen Abend lang gekocht haben. Die Schriftsteller und Übersetzer Ramin und Zohreh, der Webdesigner Sajad in deren Nähe wir das Gefühl vom Gleichschwingen unserer Mentalitäten hatten. Annette und Daniel Bernbeck, die uns so hilfreiche Tipps für unsere Route durch das Land gaben. Wir wünschen beiden alles Gute für ihre Bewegung in der Zukunft! Monika, die seit 26 Jahren in Iran lebt und uns half das Land zu verstehen, mit ihrem lieber Mann Javad, dessen Augen immer vor Begeisterung funkeln. Der Neffe Javads mit seinem neu eröffneten Café und seinen singenden und wissbegierigen Freunden. Mostafa, der Vater Erfanes. Er lebt in Köln und hat seine Familie in Isfahan besucht. Gemeinsam durchstreiften wir die Stadt seiner Erinnerung. Ali, Afrouz, Amir, Saeedeh und Mohammad. Mit ihnen waren wir gemeinsam zur Hochzeit, haben zusammen gekocht, Stens Geburtstag gefeiert und so manches Gespräch mit Ali über seine Zukunft geführt. Afrouz wünsche ich, dass sie bald Arbeit findet und froh dabei wird. Der herzensgute Ali Reza mit seiner großen Familie in Meybod und den so hilfreichen beiden Englischlehrern. Mit Saman und Nazanin hatten wir Freude beim Wasserpfeife rauchen in Yazd und danken Ferdous dafür dass sie mit uns „Shooli“ kochte. Eine lange Rast gab es für uns in Rafsanjan bei King Hossein, Batoul, Mister Hashemi, Hojjad, Javad, Najme und ihrer kleinen Tochter Saina. Wir haben zusammen am Leo geschraubt und unendlich viel Spaß dabei miteinander gehabt. Das herzliche Lachen von King Hossein klingt in meinen Ohren freudig nach! Hossein, der Chef des Marmorsteinbruchs in Bejestan. Der sogar einen Block für uns ausbrechen lies, mit seiner Familie. In Mashhad nun trafen wir endlich auf Dr. Ali, dessen Hilfe und Unterstützung uns auf der ganzen Reise durch Iran begleitete. Er war wie unser guter Engel. Hier in Mashhad und am Kaspischen Meer verlebten wir mit ihm, seiner liebevollen Frau Mahnaz und seinen Söhnen Ehsan und Sasan eine unvergessliche Zeit der vielschichtigsten Erlebnisse und Erfahrungen. Haleh mit ihren Eltern am heutigen Tag waren der bunte Punkt hinter all unserer einzigartigen Begegnungen in den vergangenen zweiundvierzig Tagen. Vergangenen Sommer begann alles mit Hassan und Erfane in Jena. Als wir zusammen saßen und erste Gedanken über Iran austauschten. Beide begleiteten und unterstützten uns auf die unterschiedlichsten Arten in der gesamten Zeit. Wir schauen auf eine unvergessliche Zeit zurück und winken in den Iran mit dem Satz auf den Lippen: „See you later again!“

Visafrei / without visa

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Visafrei / without visa

23.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“

 

Der Tag möchte uns gefallen und strahlt von seiner ersten Minute an Licht und Wärme aus. Frühstück unter freiem Himmel mit Vogelkonzert im Hintergrund und Lachfalten im Vordergrund. Wir sind verabredet. Unsere kleine Dreiergruppe nimmt wieder Aufstellung vor dem turkmenischen Konsulat. Doch außer dem wachhabenden Soldaten, der uns inzwischen gut kennt, nimmt niemand Notiz von uns. Es ist einfach keiner da. Alle Türen und Fenster und die noch so kleine Luke sind fest verschlossen. Feiertag eben! Wir gönnen es allen, freie Tage zu haben, doch was wird aus unserem Visum? Wir haben uns inzwischen angewöhnt nicht gleich zu gehen, wenn wir nichts verrichten können, denn mitunter geschieht ja vielleicht noch etwas?! Und tatsächlich erscheint nach einer halben Stunde unser Mann vom Konsulat aus heiterem Himmel, um im nächsten Moment im Gebäude zu verschwinden. Erneute Stille. Die Zeit zieht Fäden. Irgendwann erscheint unser Mann am großen Eisentor um uns mitzuteilen dass für uns kein Visum eingetroffen ist. Wir haben keine Ahnung, welche Wege ein solches Visum gehen muss. Auf jeden Fall scheinen die Pfade steil und schwierig zu sein. Denn seit 8 Tagen halten wir uns nun für den Empfang bereit. Ich bin für einen Augenblick niedergeschlagen. Nicht, weil ich hier unbedingt weg möchte. Es ist mehr dieses Gefühl des haltlosen Schwebens. Wie geht es weiter, was kommt dann, wann kommt was? Eigentlich wissen wir das zu keinem Zeitpunkt unseres Lebens. Doch wir sind uns dessen sonst nicht so bewusst. Wir bilden uns ein, die Dinge in den Händen zu halten. Auch wenn es der pure Schein ist. Ich rede kurz mit mir selbst. Mache mir bewusst, wie gut es uns geht. Wir sind mit netten Menschen zusammen, erleben schöne Momente, haben einen guten Platz für unserem Leo, das Wetter ist toll und unser verlängertes Visum für Iran geht noch bis zum 28. März. Also alles gut. Kein Grund zur Unruhe. Mit diesem Gedanken im Kopf springe ich ins Auto von Dr. Ali und wir düsen ab in Richtung Trubel. Die Stadt ist voll gestopft mit Menschen die zum heiligen Schrein oder einkaufen gehen wollen. Wir ziehen unsere Schlängellinie durch die Massen. Schauen bei der Verwandtschaft im Basar vorbei kaufen Safran ein, da Mashhad einer der besten Plätze dafür ist. Dr. Ali hat die Idee, dass es doch gut wäre, wenn wir einen Stempel mit unserer Blogadresse hätten. Wir mögen den Gedanken und finden sogar einen Shop der heute geöffnet hat. Denn eigentlich haben alle Büros bis zum 05.01.1394 (oder eben bis zum 25.3.2015) geschlossen. Ein Patientenbesuch ist der letzte Akt auf unserem Weg. Die frische Narbe nach einer Blinddarm OP will versorgt werden.

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Und schon gibt es das nächste „Hallo“. Halleh ist aus Jena gekommen, um ihre Familie in Mashhad zu besuchen. Ihr Mann Hassan (der Sohn von Dr. Ali) studiert und arbeitet in Jena im Klinikum und wir treffen Halleh nun hier in Mashhad. Wie eigenwillig wieder einmal die Wege sind, die sich das Leben selbst sucht. Willkommen heißen und Abschied nehmen liegen heute nah beieinander. Denn Dr. Ali fliegt mit seiner Frau für eine Urlaubswoche nach Dubai. Wir genießen die letzten Stunden miteinander und spüren doch, dass sich Wehmut breit macht. So tauschen wir immer wieder Worte und Gesten der Herzlichkeit aus und haben das Gefühl, Abschied von einem guten Freund zu nehmen. Ein Lächeln kann ich mir nicht verkneifen, als das Packen der Sachen für die Reise ganz in Ruhe eine Stunde vor Abfahrt des Taxis beginnt. Und wenn ich ‚Ruhe’ sage, meine ich es so. Selbst Zeit zum Musik machen gönnt sich Dr. Ali dabei. Dann verschwinden die zwei Abreisenden aus unserem Sichtfeld. Wir bleiben zurück mit dem festen Empfinden die beiden irgendwann wieder zu treffen. Es hallt eine Menge an gemeinsam Erlebtem, an Gesagtem, Gehörten und Empfundenen nach. Und ich bin mir einmal mehr sicher, dass es genau diese Begegnungen sind, die für mich den Reiz unserer Reise ausmachen. Die ihr den Wert geben und mein Leben für immer bereichern. Patethische Worte sind an dieser Stelle absolut wohl platziert und gut aufgehoben. Den Abschied versüßen wir uns in der Nacht noch ein wenig gemeinsam mit Halleh, die glücklich ist, wieder einmal in ihrer geliebten Heimat zu sein. Zusammen mit ihr entdecken wir Lieblingsorte und freuen uns, dass sie uns eintauchen lässt in ihre Welt der Erinnerungen.

Geduldsspiel / Game of patience

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Geduldsspiel / Game of patience

22.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“

 

Für den Perspektivwechsel und die neue Sichtweise hat uns Dr. Ali zwei Flüge besorgt, die uns vom Kaspischen Meer wieder zurück nach Mashhad bringen sollen. Wir finden die Idee schön und greifen sie gern auf. So bleiben uns 12 Stunden Autofahrt erspart und fliegen macht uns obendrein Spaß. Es ist ein sehr wolkenverhangener Morgen an dem wir heute ins Auto steigen um die zwei Stunden nach Sari zum Flughafen zu fahren. Sasan wird mit uns fliegen und Ehsan bleibt noch ein paar Tage hier oben im Norden. Doch zum Flughafen möchte er uns unbedingt begleiten. So fahren wir als lustige Gruppe los, frühstücken unterwegs, fragen ab und an nach dem Weg. Nicht, weil wir die Schilder mit der persischen Schrift nicht lesen können. Auch Ehsan und Sasan wissen nicht immer, wo es lang geht, weil es einfach gar keine Beschilderung gibt. Und einen großen Flughafen auszuschildern scheint komplett überbewertet zu sein. Das Fragen nach dem Weg ist jedes Mal eine lange Sache. Denn da fragt man nicht einfach nach dem Weg und bekommt eine kurze Antwort. Nein, erst einmal wir besprochen, wie es den Familien geht, wie das Neujahrsfest verlief und ähnliches. Manchmal wird über das ganze Drumherum sogar die eigentliche Frage vergessen. Wir amüsieren uns darüber und gleichzeitig geht mir durch den Kopf, was so alles hinter diesem Brauch und Tun zu stehen scheint.

 

Am Flughafen angekommen erfahren wir dass es eine Verspätung geben wird auf Grund des schlechten Wetters hier im Norden. Also wieder einmal innere Ruhe aufbringen, wieder einmal warten, wieder einmal eine Übung in der für mich so komplizierten Gedulds-Disziplin. Doch so langsam bekomme ich das Gefühl, dass ich so oft auf die Probe gestellt werde, bis ich tatsächlich gelassen und entspannt damit umgehen kann. Das Positive ist dass uns gemeinsame Zeit mit Ehsan geschenkt wird und wir lassen uns von Minute zu Minute entspannter darauf ein. Gut zwei Stunden später steht kein „Delay“ mehr an der Anzeige und auch der Himmel klart auf. Eine Fragewolke schwebt über mir, als ich außen am Flughafengebäude „Women Entrance“ lese. Für alle anderen scheint es Normalität zu sein. Ich habe mich an die Trennung zwischen den Geschlechtern in den unterschiedlichsten Situationen und Orten noch immer nicht gewöhnt. Kurzes Rumpeln durch die Wolkendecke und das Fliegen über, unter und zwischen den Wolken ist ein Vergnügen. Nach gut einer Stunde landen wir bei Sonnenschein und 26 Grad in Mashhad, um später mit Dr. Ali durch die Nacht zu schlendern. Sie ist mild und sternenklar. Die Menschen sind gut gelaunt, und in Feiertagsstimmung. Bis in die frühen Morgenstunden begegnen uns Familien mit kleinen Kindern, die sich mit uns fotografieren lassen möchten. Bevor wir uns als krönenden Abschluss in dieser herrlichen Nacht noch eine Trinkschokolade und zwei Bier (ähnlich einer Limonade) gönnen, besuchen wir Soraya. Sie ist eine Patientin von Dr. Ali, lacht über das ganze Gesicht, als wir eintreten und strahlt eine unglaublich warmherzige Energie aus. Wir fühlen uns ihr spontan verbunden als sie erzählt, dass sie mehrere Kochbücher in ihrem Leben geschrieben und veröffentlicht hat.

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Neujahrsessen „Polo Sabzi and white fish“ / New Year dinner „Polo Sabzi and white fish“

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Neujahrsessen „Polo Sabzi and white fish“ / New Year dinner „Polo Sabzi and white fish“

21.03.2015 Iran / Nur / N36°34’49.3“ E052°01’33.6“

 

Müde. Müde. Der Tag nach der Nacht. Wir lassen das neue Jahr langsam anrollen und schlafen erst einmal. Alles Neue braucht schließlich seine Zeit zum Gedeihen. Die wollen wir dem neuen Jahr gern geben. Frei von Kopfschmerz sitzen wir später auf dem Boden zum Frühstück. Schön, so ohne Alkohol bleibt auch jeder Kater aus! Die Sonne lacht an diesem 1.1.1394. Der Name des ersten Monats ist Farwardin und bedeutet in etwa, alles ist gut, nichts wirklich schlecht. In Iran haben die nächsten 6 Monate 31 Tage, danach kommen 5 Monate mit 30 Tagen und der letzte Monat hat wie bei uns 28 oder 29 Tage. Wir finden es irgendwie lustig, laut unserer Zählweise im Mittelalter gelandet zu sein. Niemals zuvor hörte ich davon, dass es andere Zählarten als die unsrige gibt. Doch dafür bin ich ja unterwegs, um all das kennen zu lernen.

 

Bei 18 Grad und Sonnenschein machen wir uns auf in die Berge, die gleich hinter der Küste steil nach oben ragen und besuchen ein Schwefel-Thermalbad mit dem Namen „Lavitch“. Besuchen heißt in dem Fall, wir schauen uns geschlechtergetrennt die Becken an, in denen bei 60 Grad heißem Wasser geschwitzt wird. Ich muss allein gehen und schaue in vollkommen erstaunte Gesichter, als ich das Bad betrete. Ich wiederum schaue genau so erstaunt, als ich hier doch Frauen im Bikini sehe. Nach gut einem Monat in Iran habe ich mich wohl mehr als gedacht an diese permanente Verschleierung „gewöhnt“, was das Straßenbild anbelangt. Im Meer baden ist für Frauen normalerweise nur an speziellen Stellen und dann verhüllt erlaubt. So scheinen sie hier in diesem geschlossenen Bad diese Form der Freiheit zu genießen. Ist es die Bergluft, ist es der wenige Schlaf? Wir wissen es nicht. Doch auf der Rückfahrt sind wir alle hundemüde und freuen uns auf das Neujahrsessen, welches wir gleich zusammen kochen werden. Es ist eine spezielle Form der Reis Zubereitung mit vielen frischen Kräutern und gebratenem weißen Fisch aus dem Kaspischen Meer. Wieder lerne ich einige Kniffe kennen. Zum Beispiel, dass man hier das Fischfilet salzt und pfeffert, um es danach in Baumwolltücher für einige Stunden kühl zu stellen. So wird dem Fisch das Wasser entzogen und er nimmt die Aromen stärker auf. Das merken wir sofort, als wir den Fisch essen. Er hat eine Würze und ist schmackhaft wie selten ein Fisch zuvor. Ich finde es wunderbar, immer wieder kleine Ideen und Kniffe zu entdecken, die überaus großen Sinn ergeben. Mehr denn am ganzen Tag sind nach dem Essen alle müde und jeder zieht sich ein wenig zurück. Nur Dr. Ali und ich sitzen zusammen und erzählen. So weiß ich nun auch mehr über die Bedeutungen der „7S“, die wir hier überall finden. Die Sieben Dinge mit dem ersten Buchstaben „S“ stehen für korrektes Arbeiten, Gesundheit und Liebe, Freundlichkeit und Ruhe, Stärke und Weisheit, Selbstbewusstsein, Akzeptanz dessen was ist und Frische im Tun.

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Happy New Year – 1394!

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Happy New Year – 1394 !

20.03.2015 Iran / Nur / N36°34’49.3“ E052°01’33.6“

 

Wie die Wochen verfliegen! Gefühlt vor drei Monaten haben wir erst Silvester gefeiert, da ist es schon wieder so weit. Vergeht aber auch immer schneller, so ein Jahr... Oder wie jetzt? Heute Nacht um 2.15 Uhr beginnt das Neue Jahr. 1393 ist zu Ende und das Jahr 1394 bahnt sich seine allerersten Spuren. Irgendwie schön diese Verbindung. Bei uns fängt der Frühling an und hier das Neue Jahr. Beides versprüht das Gefühl von Erblühen, Aufbruch, Hoffnung und Erneuerung. 

 

Seit Wochen sprechen alle davon, dass wir doch unbedingt zum Neujahr noch in Iran sein sollten und nun ist es tatsächlich so. Es ist Vorsehung und wir freuen uns darüber. Beim Laufen durch die Stadt „Nur“ hier am Kaspischen Meer begegnen uns die Glück bringenden „7S“ an allen Ecken und Enden in den unterschiedlichsten Varianten. So wie es bei uns die Tradition der Weihnachtsbäume gibt, ist es hier das Arrangieren der Zutaten die zu den „7S“ gehören.

 

Dr. Ali nutzt den Vormittag, um allen ihm wichtigen Personen im Umkreis einen ‚niegelnagelneuen’ Geldschein als Dankeschön und Glückwunsch vorbei zu bringen. Es ist hier Brauch, zum Neuen Jahr Geldscheine zu schenken. Dazu schreibt er zuvor noch liebe Wünsche auf das Geld.
Wir sind heute damit beschäftigt ein neues Rezept kennenzulernen und kochen gemeinsam mit Mahnaz. Es ist ein super leckeres Essen mit vielen frischen Kräutern. Die persische Küche ist so überaus reich an frischen Zutaten. Und alles wächst im eigenen Land. Ich bin gespannt, wie es uns später zu Hause gelingen wird, die Gerichte nach zu kochen. Auf jeden Fall wird die Sammlung aller Rezepte, Speisen und Zutaten gleich einem Feuerwerk der Vielfältigkeit. Apropos Feuerwerk. Das gibt es heute zum Neuen Jahr nicht. Alles rund ums Feuer wird schon in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch vor dem Jahreswechsel zelebriert. Feuerwerk und das Springen über das Feuer gehören zusammen. Und so ist die Feuernacht die, die mit Freunden verbracht wird und das Neue Jahr wird in der Familie willkommen geheißen.

 

Die Zeit bis zum Jahreswechsel verbringen wir heute mit einem ausgiebigen Lauf am Wasser. So sind wir seit den Mittelmeer-Tagen in der Türkei erstmals wieder am Meer und atmen den Geruch von Frische und Weite ein. Wir grüßen ein wenig Europa, da das Kaspische Meer eine Grenze zwischen beiden Kontinenten darstellt. Wir sind sozusagen in „Eurasien“, wie die Zusammenfassung beider Kontinente genannt wird. Da sich beide auf einer Landmasse, der „Eurasischen Platte“ befinden. Hier im Süden ist das Kaspische Meer wesentlich salziger als im Norden. Dort oben gibt es mehrere Zuflüsse, wie die Wolga, den Ural, Kura und Terek. Einen Abfluss hat das Kaspische Meer nicht.

 

Zurück vom Ufer des Meeres sind wir überrascht wie rege das Treiben in den Läden der Stadt „Nur“ ist. Bis Mitternacht kaufen die Menschen ein. Wir lassen uns erzählen, dass „Shopping“ eine der liebsten Beschäftigungen in der Freizeit der Iraner ist. Wir setzen uns mit Ehsan in ein Café und schauen dem wirbeligen Treiben zu. Dabei lassen wir uns eine heiße Schokolade nach der anderen schmecken und reden, reden, reden quer durch alle Themen der großen und kleinen Welten. Es ist so schön, im Fluss der Gedanken und Ideen zu treiben, ganz ohne Eile und jede Form der Begrenzung. Das Zusammensitzen und Gedankenverflechten ist einer dieser kostbaren Augenblicke, die ich heute in mein inneres Schatzkästchen lege. Und plötzlich heißt es: „Jetzt ist es so weit!“ 2.15 Uhr am frühen Morgen stehen wir in unserer kleinen Gruppe zusammen. Dr. Ali, seine Frau Mahnaz, die Großmutter Fatemeh, Ehsan, Sasan und wir beide. Der älteste Sohn Hassan ist per ‚Facetime’ aus Jena in Deutschland zugeschaltet. Wir beglückwünschen uns zum Neuen Jahr und umarmen uns alle. Was in Iran wirklich eine Ausnahme ist! Danach stellen sich alle in einer Reihe vor der Großmutter an und nehmen ein Geldgeschenk von ihr entgegen. Das Gleich geschieht nochmals aus den Händen des Vaters. Dabei werden Wünsche und Hoffnungen ausgetauscht. Wir haben für jeden noch einen kleinen Glücksstein als Überraschung, den selbst die Großmutter gleich lächelnd sicher verwahrt.

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Am Kaspischen Meer / By the Caspian Sea

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Am Kaspischen Meer / Near Caspian Sea

19.03.2015 Iran / Nur / N36°34’49.3“ E052°01’33.6“

 

1.200 Kilometer ist es lang und 435 Kilometer breit, das Kaspische Meer. Oder sollte ich lieber „er“ sagen, da es der größte See der Welt ist und nur auf Grund seiner Größe „Meer“ genannt wird? Deutschland und Belgien zusammen passen in das Kaspische Meer hinein. Am tiefsten Punkt kann man 995 Meter messen. Iran hat eine Küstenlänge von 750 Kilometer und teilt sich den See mit Kasachstan, Russland, Aserbaidschan und Turkmenistan. Und nun stehe ich tatsächlich an dessen Ufer und kann es nicht fassen. Vor der Reise waren diese Orte eine Ewigkeit weit entfernt und nun habe ich mich in diese Ewigkeit hinein begeben und bin selbst ein Teil dessen. Ich sage heute immer wieder zu mir: „Hey, Du bist am Kaspischen Meer!“. Dieses achtsame Wahrnehmen und das leben im Moment ist immer wieder Thema mit unserem lieben Dr. Ali. Er ist ein so interessierter und interessanter Mensch in dessen Nähe es immerzu Neues zu entdecken gibt. Ich fühle mich inspiriert durch ihn und genieße alles, was wir miteinander unternehmen, was wir zusammen erleben und worüber wir sprechen. Heute erkunden wir die Marktstände am Meer. Stundenlang brauchen wir dazu. So viele Details wollen von uns entdeckt werden. Ob es nun sämtliche Fischarten des Kaspischen Meeres sind, die musizierenden Kinder der Straße, der Einkauf der Goldfische, die fürs Neujahr unerlässlich sind oder das Zustecken von Geldscheinen an Bedürftige. An allem haben wir unseren Spaß und lassen alle anderen um uns herum daran teilhaben. Ein Fischer ist so angetan, dass er spontan anfängt, für uns zu singen, Dr. Ali tanzt zur Musik der Straßenjungen. Ich fühle mich von all dem beschenkt und sauge die wunderbare Kraft und Energie des Tages in mich ein. Zurück in der Wohnung, die nur 50 Meter vom Wasser entfernt ist freut sich die Großmutter über unsere mitgebrachten sieben Dinge, die zu den wichtigen „Sieben S“ der Neujahrszeremonie gehören. Ich erlebe in der Familie das Zusammentreffen von Tradition und Moderne hautnah. Ehsan und Sasan, die beiden 24 und 26 Jahre alten Söhne leben das moderne Leben, wie wir es aus Europa kennen. Dabei achten sie die Tradition ihrer Mutter und Großmutter auf eine sehr einfühlsame Weise. Dr. Ali scheint in beiden Sphären zu Hause zu sein und integriert alles in seine eigene Welt. Ein Thema beschäftigt mich heute immer wieder. Das Zusammen Leben als Paar. Ich versuche zu beobachten, was das Miteinander in der gelebten Tradition ausmacht. Und glaube, dass es das vollkommene Akzeptieren des anderen ist, ohne ihn verändern zu wollen, ohne zu tief in dessen Gedanken- und Gefühlswelt vorzudringen. Ob ich damit richtig liege weiß ich nicht. Vielleicht gelingt es mir, dieses Thema einmal direkt anzusprechen. Ich finde es zu spannend!     

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Unterwegs / On the road

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Unterwegs / On the road

18.03.2015 Iran / Nur / N36°34’49.3“ E052°01’33.6“

 

Was für eine schöne Idee. Jetzt, da alle in Aufbruch Stimmung sind, wollen wir uns der anschließen und mit Dr. Ali, seiner Frau, der Oma, Ehsan und Sasan ans Kaspische Meer fahren. Mal schnell 800 Kilometer... Uns wird bewusst, dass sich hier, wo die Dimensionen riesig sind, die Proportionen für Entfernungen verschieben. Die Sonne scheint, es ist warm und nach und nach schließen alle Geschäfte, da Neujahr, am 21. März, in greifbare Nähe rückt. Es hat so etwas vom Beginn der Sommerferien. So als würden alle gleichzeitig losfahren wollen. Wir freuen uns, eingeladen zu sein ans Kaspische Meer. Das Meer ist ja in diesem Fall ein See – der größte See der Welt. Wir packen schnell ein paar Sachen zusammen und sagen Leo ‚Tschüß’. Für ihn sind die 1.600 Kilometer zu weit, um sie mal schnell hin und her zu fahren. Er kann sich erholen. Nun noch mal voll rein ins Stadtgewimmel. Denn wir wollen uns beim Turkmenischen Konsulat vergewissern wie das mit unseren Visa weiter geht. Nicht dass auch hier für die kommenden zwei Wochen alles geschlossen ist... Der Mann hinter der minikleinen Luke versichert uns, dass wir unser Visum am Montag Vormittag in den Händen halten werden. Na gut. Wir schenken ihm Glauben und lehnen uns entspannt in Ehsans Auto zurück. Es hat etwas sehr entspanntes, einmal nicht selbst zuständig zu sein, sondern einfach nur mitzufahren. Es ist Mittag 14 Uhr und 800 Kilometer liegen vor uns. Wir fließen mit dem Strom der Massen aus der Stadt heraus. Und machen im Gleichgewicht somit dem Strom derer Platz die in die Stadt hinein wollen. Es handelt sich hier ja immerhin um ein paar Millionen Menschen, die sich in beiden Richtungen bewegen. Für uns bisher kaum vorstellbare Massen an Menschen. So geht es schleppend voran und wir können uns Zeit lassen beim Kilometer zählen. Mal Halten um zu tanken, mal Halten um zu essen, mal Halten um einen Tee zu trinken. Dabei wird es dunkel und der Verkehr immer chaotischer. Sitzen wir im Leo sind wenigstens wir Ruhepole in dem absoluten Verkehrsgewirr. Doch heute mischen wir mit, sind selbst Teil der Slalomfahrt. Manchmal schließe ich einfach die Augen und vertraue darauf, dass alles gut gehen wird. Sten muss manchmal angeblich eine Pistazie vom Boden aufheben um nicht sehen zu müssen was da gerade vor ihm geschieht. Ehsan ist ein geübter Fahrer und sich sicher uns heil ans Ziel zu bringen. Elf Stunden sind es am Ende die wir unterwegs sind. Wir sind lebendig, glücklich darüber und selig, dass Rauschen des Kaspischen Meers in unseren Ohren zu hören.

N36°34’49.3“ E052°01’33.6“

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Hinter den Kulissen/ Behind the door

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Hinter den Kulissen / Behind the door

17.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“

 

Über den Dächern von Mashhad zu stehen und dabei eine volle Kanne mit frischer Luft einatmen, das ist heute Morgen unendlich schön. Dr. Ali fängt um 10 Uhr mit der Arbeit an. Also genug Zeit, um davor noch eine Runde mit der Pferdekutsche zu drehen und die Vulkanberge der Stadt zu besteigen. Zu dieser frühen Stunde sind wir hier fast allein und finden es herrlich. In wenigen Tagen wird es hier überall nur noch von Menschen wimmeln. Denn die Stadt bereitet sich gerade auf 10 Millionen Besucher, zum Neujahr am 21. März, vor. Überall werden Blumen gepflanzt, die Pflastersteine bunt angepinselt, Lichterketten aufgehängt, Bilder an die staubigen Wände der Straßen gemalt, Löcher im Straßenbelag ausgebessert und riesengroße Fahnen aus Seide gehisst. Die wirbelige Stimmung überall fühlt sich ein wenig so an, als ob der Kaiser im Märchen zu Besuch kommt.

 

Nach dem wunderbar befreienden Blick von oben auf die Stadt, mischen wir uns wieder mitten unters Volk und machen uns auf den Weg zu unserer Mittagsverabredung. Nicht ohne davor in einem weiteren Park Halt gemacht zu haben. Es sind die Oasen der Stadt, die wir uns suchen, um ab und an ein wenig zur Ruhe zu kommen. Die Picknick Kultur erwacht in diesen frühen Tagen des aufkeimenden Frühlings. Und so sitzen auf einigen der verstreut aufgestellten Holzinseln die Familien auf ihren großen Teppichen und genießen den Tag. Diese großen Inseln aus Holz, die ein wenig wie Bettgestelle aussehen, kann ich mir wunderbar bei uns in Jena im „Paradies“ vorstellen. Sehe mich da gerade am „Strand 22“ darauf sitzen und auf die Saale schauen... Die nächste große Sitzinsel wartet bereits auf uns. Wir sind eingeladen von Halehs Eltern. Sie lebt in Jena und wir sind nun hier in ihrer Heimat. So verrückt ist die Welt manchmal. Umgeben von der Großfamilie sitzen wir auf dem Hochpodest, welches mit weichen Teppichen ausgelegt ist. Zum Essen wird alles mit Papiertischdecken ausgelegt und die leckeren Speisen aufgetragen. Alle sitzen im Schneidersitz drum herum steigen über das Essen oder laufen auch dazwischen umher. Wir lieben diese Art zusammen zu sitzen und zu essen. Dem Ganzen haftet immer ein wenig das Gefühl des Nomaden Daseins oder dem Leben in der Karawane an. Halehs Vater ist in diesem Restaurant eine wichtige Persönlichkeit und so ermöglicht er uns einen Blick hinter die Kulissen. Mein Magen hat ein wenig zu kämpfen, als ich die dicke glitzernde Fettschicht in der megagroßen Pfanne sehe. Doch spannend ist es allemal. Das, was dann vor uns zum Essen steht ist in jedem Fall super lecker und wir lassen es uns munden. Nur die Mengen sind mitunter etwas schwierig zu handlen. Die Kultur der Perser hat einen Freundlichkeitskodex, genannt „Tarof“, der das Ablehnen von immer mehr Speisen mitunter recht schwierig macht. Doch so langsam haben wir es heraus, wie wir freundlich doch bestimmt sagen, wenn es reicht. Zurück in die Stadt geht’s per Metro. Die fährt hier mal über und mal unter der Erde entlang und bringt uns direkt zu unserem Leo. Nun sollte die Reparatur abgeschlossen sein und wir hoffen, dass er jetzt wirklich wieder fit ist. Denn es strengt schon sehr an und zerrt an den Nerven, wenn wir beim Fahren immer wieder hören, riechen, fühlen, ob der Leo keine komischen Geräusche von sich gibt, nichts verdächtig riecht und Sten immer wieder unter dem Truck liegen muss, um die Temperatur der Gearbox tastend zu überprüfen. Zu unserer Freude sind unsere Freunde aus Rafsanjan nach Mashhad gekommen. Und so gibt es am Abend ein großes Wiedersehens-Hallo. Die Familie hat in Mashhad eine Wohnung. Und so werden sie die Zeit um das Neujahrsfest hier verbringen. Wir freuen uns, alle wieder zu sehen und so führt uns Ehsan gemeinsam mit Hojjat, Javad und einem Cousin in eines der Nobelhotels der Stadt, um ein wenig zu erzählen. Eigentlich wollen wir zu einer Feuerparty gehen. Doch den Plan lassen wir fallen, da dort die Nachbarschaft Ärger macht, wegen des Lärms. Um nicht in Schwierigkeiten zu geraten, entscheidet Ehsan, die Hotellobby vorzuziehen. Und so sitzen wir in goldenen Polstermöbeln und schlürfen genüsslich unsere heiße Schokolade und den Zimttee. Elf Uhr am Abend denken wir müde zu sein und finden den Gedanken verführerisch, heute einmal nicht ganz so spät schlafen zu gehen. Doch Ehsan lockt uns mit dem Vorschlag bei anderen Freunden doch noch über das Feuer zu springen. Der Mittwoch vor Neujahr ist der Tag des Feuers. Und so wird in der Nacht zuvor über das Feuer gesprungen, um dadurch die alten, nicht ganz so geglückten Dinge hinter sich zu lassen. Hier sagt man dazu, ‚die gelbe Farbe abgeben’ und die ‚rote Farbe’, die Kraft und Energie des Feuers für das neue Jahr aufzunehmen. Wir springen wie wild über das Feuer und fühlen uns am Ende erfüllt vom ROT.

 

Die Party ist so lustig, alle sind ausgelassen und NICHTS scheint sich hier zu unterscheiden von den Partys bei uns zu Hause. Wie gesagt...Hinter den Kulissen...

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Arzt aus Leidenschaft / A passionate doctor

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Arzt aus Leidenschaft / A passionate doctor

16.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“

 

Das Abschied nehmen ist nicht so unsere Stärke, glaube ich. Zu oft müssen wir es in diesen Tagen tun. Auch wenn wir merken, wie all die wundervollen Begegnungen ihren ganz eigenen Platz in uns einnehmen. So üben wir uns im Sinne von Hermann Hesse: „...heiter Raum um Raum durchstreifen. An keinem wie an einer Heimat hängen...“ Unseren Leo nicht bei uns zu haben ist heute noch einmal eine andere Nummer. Er ist tatsächlich unser dritter Mitreisender. Doch heute Morgen müssen wir ihn auf einem Werkstatthof zurück lassen, da an der Gearbox noch eine undichte Stelle repariert werden soll. Das Leck ist nicht tragisch, doch für unsere Strecke nicht wirklich gut. So nutzen wir die Gelegenheit hier in Mashhad zur Reparatur. Wer weiß, was uns in den nächsten Ländern erwartet. Apropos nächste Länder. Nachdem gestern das turkmenische Konsulat geschlossen hatte, gehen wir heute in aller Frühe hin, um unser Anliegen zur neuen Visabeantragung vorzubringen. Sten bückt sich und kann seinen Kopf gerade so zu dem kleinen Fensterchen recken, hinter dem der Mann vom Konsulat sitzt. In dem zugigen kleinen Raum füllen wir die Anträge aus. Es sind die gleichen wir vor Monaten zu Hause. Nach dem persischen Schriftbild fangen wir nun langsam an uns an das kyrillische Bild zu gewöhnen und füllen die Anträge aus. Wir rechnen uns aus, an welchem Tag die Ausreise zu schaffen ist. Morgen einen Tag Puffer für die Reparatur und danach sollte es zeitlich passen, an einem Tag an die Grenze zu fahren und sie zu passieren. Als der Beamte unsere Zeitvorstellungen sieht, nimmt er uns sofort den Wind aus den Segeln. Das Visum kann nicht heute bearbeitet werden. Das dauert mindestens fünf Tage.

 

Auch wenn wir nun drei Monate unterwegs sind, merken wir immer wieder, dass wir in unsere deutsche Denkweise verfallen. Der Alltag hier holt uns des Öfteren da heraus und lehrt uns eines Besseren. Ein paar Minuten brauche ich, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir eine weitere Woche in Iran sein werden. Dann nehme ich den Gedanken an und finde es gut. Immer wieder erleben wir ja, dass sich alles spontan ergibt und es so das Schönste ist. Vollkommen entspannt begeben wir uns nun in den Tag. Denn wir haben ja ab jetzt Zeit...

 

Dr. Ali hat einen Zettel mit acht Namen und Orten bei sich. Es ist die Liste der Patienten, die er gestern an der Galle, Blase oder Niere minimal invasiv operiert hat. Nun nimmt er uns zur ersten Visite nach er OP mit. Wir stehen jeweils als kleines Visite-Team an den Betten der überaus dankbaren Patienten, die verstreut über die ganze Stadt in verschiedenen Krankenhäusern liegen. Dr. Ali ist überall bestens bekannt und beliebt. Jeder Arzt und jede Krankenschwester empfängt ihn mit der allergrößten Achtung und Wertschätzung. Wir fliegen mit ihm auf der Welle der Sympathie und werden von Patient zu Patient, von seinem Lehrmeister zu einer Baustelle getragen, die in wenigen Wochen als neue Klinik eröffnet wird. Überall dürfen wir mit hin. Dr. Ali bittet uns, gern Fotos zu machen. Die Patienten nehmen es als Geschenk an, von unserer Kamera und dem Besuch aus Deutschland festgehalten zu werden. Selbst derjenige, bei dem wir bei der OP dabei sind, als er am Fuß operiert wird bedankt sich hinterher bei uns weil wir ihm Glück gebracht haben.

 

Ich schaue den ganzen Tag und bin fasziniert von der inneren Haltung, mit welcher Dr. Ali seinen Beruf als Arzt ausübt. Er ist seinen Patienten überaus zugewandt und pflegt zu jedem ein ganz persönliches Verhältnis. Mit vielen seiner Patienten verbinden ihn jahrelange Beziehungen und Freundschaften. Obwohl er nach den Besuchen in den Krankenhäusern in seine eigene Klinik geht, in der das Wartezimmer ebenfalls voll mit Menschen ist, die auf ihn warten, geht er alles mit einer absoluten Ruhe und Entspanntheit an, nimmt sich Zeit für jeden Einzelnen. Zehn Uhr am Abend verlässt der letzte Patient seine Klinik mit den Worten: „Wenn man ein Problem hat, gibt es nur einen, Dr. Ali!“ In den Räumen hängen Portraits von Persönlichkeiten der überaus langen und bedeutsamen Medizingeschichte. Dr. Ali einen Tag lang zu begleiten ist für mich, wie den Eid des Hippokrates leibhaftig zu erleben: „...In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen...“ Bei all dem setzt unser Besuch des Grabes von Ferdowsi (940-1020 n. Chr.), dem persischen Dichter, der mit dem Niederschreiben der Shahnama (das Buch der Könige) in dem 73 Kilogramm schweren Buch mit 1.200 Seiten die persische Sprache zusammen gehalten hat und deshalb ein Volksheld ist. Denn heute besteht die persische Sprache zu einem großen Teil aus arabischen Worten. Und so ist die Erhaltung des Ursprungs in aller Reinheit ein wertvolles Gut für alle Menschen Persiens.

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Im Innen und Außen / Internal and external

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Im Innen und Außen / Internal and external

 15.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“

 

Seit einem Monat bewegen wir uns nun durch Iran. Wir haben so einiges an Erfahrungen gesammelt und fühlen uns nicht mehr ganz so unsicher was das Verhalten in allen möglichen Situationen angeht. Wie die Formen der Begrüßungen funktionieren, wer wann wem die Hand gibt und wann nicht, wie ich den Schal und meine Kleidung zu tragen habe, wann ich es etwas lockerer und wann ernster nehmen sollte. Und, und, und. Ok. So weit so gut. Also stellen wir uns heute der nächsten Herausforderung. Wir wollen den „Holy Shrine“ besuchen. Es ist DER Pilgerort in Iran. Auch wenn wir keine Moslems sind können wir dort nur hingehen, wenn wir ein Minimum an den Dingen einhalten die für die Moslems vollkommen selbstverständlich sind. Das betrifft jedoch fast ausschließlich die Frauen. Für die Männer ist alles wie immer. Für mich hingegen bedeutet es, mich komplett zu verhüllen. Keine Haarsträhne oder irgendetwas Persönliches von mir darf sichtbar sein. Im Haus von Dr. Ali, bei dem wir hier in Mashhad zu Gast sind und dessen Frau so lieb ist, mir mit einem Tschador (dem Ganzkörperumhang) auszuhelfen, übe ich das Verhüllen schon einmal. Von einem Moment auf den anderen erkenne ich mich nicht wieder. Ich bin mir selbst fremd, jetzt da ich mich im Spiegel sehe. Na das kann ja lustig werden, dann im „Holy Shrine“... Vorher zeigt uns Dr. Ali eines der historischen Krankenhäuser der Stadt. Beim Durchlaufen der Gänge haben wir die Bilder des Filmes „Der Medicus“ im Gedächtnis und die Gedanken der langen medizinischen Tradition Persiens umwabern uns mit Ehrfurcht. Auf der anderen Seite möchte ich gerade in keinem der Betten liegen müssen. Und so bin ich froh als ich wieder frisch und voller Energie vor der Klinik stehe, um mich unserem nächsten Abendteuer, dem „Holy Shrine“, zuzuwenden. Ali Reza aus Meybod begleitet uns zum Eingang. Dann sind wir auf uns gestellt. Doch kaum gedacht, steht schon eine Frau aus Pakistan vor mir, sieht wohl meinen ratlosen Blick, und hilft mir, den Tschador mit einer Sicherheitsnadel unter meinem Kinn zu befestigen. So rutscht er nur bei jedem zehnten Schritt, statt bei jedem und ich habe eine Hand frei. Ich bin sehr dankbar für ihre mütterliche Unterstützung. Der Ordnungshüter mit seinem gelben Wedel, beobachtet den Vorgang sehr genau. Doch kann er vielleicht mein Bemühen wahrnehmen keinen Fehler zu begehen. Was er darüber denkt kann ich seinem Gesicht nicht entnehmen. So unbewegt steht er in drei Metern Entfernung von uns. Die Männer und Frauen mit grünen, gelben und bunten Wedeln sind überall und tippen einen damit an, wenn zum Beispiel lustige Haarsträhnen unter dem Tschador hervor lugen. Die unterschiedlichen Farben der Wedel kennzeichnen die Nähe zum eigentlichen Heiligtum und weisen aus, ob es ein freiwilliger Helfer oder ein Angestellter ist. Sten geht mit unserem Englisch sprechenden Guide durch die Schleuse auf der Männerseite. Ich muss zur Frauenseite. Und da ist es auch schon soweit. Auf die Frage ob ich Moslem bin antworte ich ordnungsgemäß mit „Nein“. Das wiederum ist für die Frau der Leibesvisitation die eindeutige Antwort, mich nicht durch die Schleuse gehen zu lassen. So bleibe ich einfach stehen in meinen formlosen Umhang und warte ab. Irgendwann scheint es Sten und dem Guide wohl doch zu lange zu dauern und sie verschaffen sich Zutritt. Nach den Erklärungen des Guides ist es kein Problem mehr und ich kann die Schleuse passieren. Nach dieser Aktion fühle ich mich spürbar unwohl. Ich möchte die Atmosphäre erleben, will die Architektur betrachten und bin gespannt auf die vielen Menschen, die alle hierher pilgern. Doch irgendetwas kämpft ganz gewaltig in mir und ich kann es nicht zur Ruhe bringen. Mir fällt es plötzlich total schwer offen für all das zu sein, was außerhalb von mir geschieht. Irgendwie scheine ich nur mit dem rutschenden Tschador beschäftigt zu sein, damit, immerzu beim Laufen auf den Stoff zu treten und umher zu stolpern. Bei all dem frage ich mich die ganze Zeit, was mich hier eigentlich so gewaltig aufwühlt, während ich in vollkommener Unkenntlichkeit durch die weiten Säle und die großen Plätze schlurfe. Mir gehen Begriffe wie Identität und Weiblichkeit und Freiheit und Unterschied Mann/Frau und Akzeptieren und Wahrnehmen und Religion durch den Kopf. Ein Gedanken- und Gefühls-Cocktail der etwas Explosives an sich hat.

 

Sten fotografiert mich in all meinen zweifelnden Augenblicken und freut sich an der Andersartigkeit meiner Person. Nach fast drei Stunden haben wir das Gefühl einen Überblick über das unendlich große Gelände erlangt zu haben und sind von der Weite der Distanzen, dem Beobachten der Gläubigen und dem Bewundern der Architektur völlig leer und ausgefüllt zugleich. Wenn wir uns nun noch vorstellen, dass in wenigen Tagen Millionen an Menschen zum Neujahrsfest hierher pilgern werden wird uns die Gewaltigkeit um so deutlicher. Schon heute werden Massen an Teppichen von A nach B transportiert, um in einer Woche sämtliche Plätze für die Betenden damit auszulegen. Ich bin nach dem Verlassen des Geländes um viel Erfahrungen und Eindrücke reicher und fühle mich irgendwie auch stolz, da gewesen zu sein. Den Abend mit Eshan, Sasan und ihren Freundinnen zu verbringen ist wunderbar. Wir entspannen uns, tanken Lebenslust und haben Gesprächsstoff ohne Ende.

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Marmor, Stein und Eisen… / Marble, stone and iron…

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Marmor, Stein und Eisen… / Marble, stone and iron…

14.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“

 

Schon immer wollte ich einen Marmorsteinbruch besuchen. Seitdem ich das Buch über Michelangelo und seine Suche nach dem reinsten und weißesten Marmor für seine Skulpturen gelesen habe, hege ich diesen Wunsch in mir. Heute war es unerwarteter Weise so weit. Der Schwiegersohn unserer Gastgeber der vergangenen Nacht ist Manager einer Marmor Mine und nimmt uns einfach mit. Seit 20 Jahren arbeiten 25 Leute in der Mine und haben sich inzwischen in das 7. Level vorgearbeitet. Weitere Ebenen warten in den Tiefen und strahlen in ihrem unbestechlichen Weiß schon ein wenig neugierig unter der Oberfläche hervor. Extra um es uns zu zeigen, wird ein neuer Block gelöst und stürzt mit gewaltigem Getöse in die Tiefe. Irgendwie hat dieser Moment des Fallens etwas Ohnmächtiges. Die Würde des majestätischen Steins scheint für einen Augenblick gebrochen. Doch seine Kraft kommt im nächsten Moment zurück. Der Marmor Block macht es keinem leicht ihn von seinem Ort der scheinbaren Ewigkeit weg zubewegen. Ich wünsche ihm dass etwas voll Schönheit und Charakter aus ihm werden wird. Vielleicht gelangt er ja in die Hände eines Bildhauers.

 

Heute ist wohl irgendwie der Tag des strahlenden Weißes. Denn auch als wir den Salzsee in der Kavir kreuzen strahlt uns erneut die erhellende Farbe entgegen. Meter per Meter nähern wir uns nun Mashhad. Es ist unser vorerst letztes Ziel in Iran. Vom Nordwesten des Iran sind wir über den Süden nun in den Nordosten des Irans gelangt. Mashhad ist uns inzwischen wegen seines heiligen Schreins zum Begriff geworden. So ist die Stadt ein wichtiger Pilgerort für viel Moslems. Zu den zwei bis drei Millionen Einwohnern kommen in der Saison gern weitere acht Millionen an Besuchern und Pilgern hinzu.

 

Und nun sind WIR hier!

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Hier geht’s lang / The right direction

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Hier geht’s lang / The right direction

13.03.2015 Iran / Bejestan / N34°38’44.1“ E058°06’56.5“

 

„Passport, Passport“ ist heute unser Weckruf. Ein Polizist klopft an die Tür. Gestern Abend war es plötzlich stock dunkel und wir konnten einfach keinen geeigneten Platz mehr für die Nacht finden. So dachten wir uns, die Polizeistation freut sich sicherlich, wenn sie uns mit samt Leo beherbergen kann. Genau so war es auch. Sie passten super gut auf uns auf. Inzwischen haben sie sich dann wohl Informationen über uns eingeholt und wollen nun unsere Visaverlängerung sehen. Aber gerne doch!!! Wir sind nun fit und wach. Sten checkt noch einmal die Gearbox und alle Schrauben drum herum und ab geht es in den neuen Tag. Quer durch riesengroße Wüstenebenen. Das sind Dimensionen an Gewaltigkeit, zu denen ich keine Worte habe. Im Leo hier hindurch zu gleiten hat etwas vollkommen Außerirdisches. Es könnte genau so der Mond sein, den wir hier durchstreifen. Heute begegnen uns weniger die Mondfahrzeuge als Kamele und schwer beladenen LKWs. Mit denen gemeinsam stellen wir uns nun an einer Tankstelle an, um wieder einmal Diesel zu ordern. Die Schlange ist noch erträglich lang. An anderen Orten stehen mitunter 50 – 100 LKWs und warten auf Diesel. In den Städten gibt es generell nur Benzin für die PKWs. Und so drängeln sich alle Dieselfahrzeuge an den wenigen Tankstellen außerhalb der Städte. 200 Liter bekommt hier in der Wüste jeder LKW zugeteilt. Uns als Ausländern gesteht der nette Tankwart sogar 400 Liter zu. Wieder frisch mit Diesel versorgt machen wir den nächsten Stopp in der Oase Nayband. An den Hang gebaut, wie angeklebte Wespennester, sind hier die Lehmhütten. Wir kommen uns vor wie in einer verlassenen Filmkulisse. Doch dann hören wir Kindergeschrei und sind uns sicher dass hier das normale Leben einer ganzen Reihe von Menschen statt findet. Von den Kindern begleitet durchstreifen wir das Dorf und freuen uns über die Methode, mit denen die Tiere im Stall gehalten werden. Es wird einfach ein LKW Reifen vor den Eingang gerollt. So kommt Luft in den Stall und die Tiere sind sicher. Wir erinnern uns an die Untergrundstadt in Kappadokien. Dort rollte man stattdessen runde Steinplatten vor die Eingänge. Auf dem Hügel über den Häusern entdecken wir einen Leuchtturm. Auch hier scheint es Sandstürme zu geben. Bei denen der Leuchtturm mit seinem weithin sichtbaren Feuerschein lebenswichtig sein kann. Begleitet von lieben Anrufen unserer Freunde aus Rafsanjan, die sich Gedanken machen, ob mit unserem Leo nun auch wirklich alles wieder ok ist, erreichen wir Bejestan. Wir freuen uns über die Telefonate, denn wir haben wohl alle Sehnsucht nacheinander. Und so hilft das gemeinsame Lachen am Telefon. In Bejestan angekommen ist es wieder einmal der Zufall, der uns zum Staunen bringt. Wir sind verabredet mit einem Onkel der Familie, die uns nun bereits seit über einer Woche in Mashhad erwartet. Ich kann nur schmunzeln während ich das schreibe. Denn wir sind hier geborgen in einem unglaublichen Netz. Als ob viele, viele Hände uns durch unsere Tage in Iran tragen und uns bitten, ihre Gäste zu sein. Die Informationen scheinen durch die Luft, das Wasser, die Erde und was weiß ich nicht noch alles zu gehen. Auf jeden Fall rasen sie mit Lichtgeschwindigkeit. Manchmal sind sie scheinbar schon vor uns da. Und so ist es auch heute. Wir halten kurz an um uns zu orientieren, da hält ein Fahrzeug neben uns und aus steigt genau der Mann mit dem wir verabredet sind. Wie kann das gehen? Wir wissen es nicht und lassen es einfach so geschehen.

 

Mehr Bilder hier/ More pictures here

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Familie ist die Oase / a family is like an oasis

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Familie ist die Oase / a family is like an oasis

12.03.2015 Iran / Ravar / N31°41’00.5“ E056°55’58.5“

 

Abschied Nummer 1, Abschied Nummer 2, Abschied Nummer ?... Wir haben keine Lust Abschied zu nehmen. Und doch ist es nun an der Zeit. Der Leo ist repariert, die Visa sind verlängert und neue Abenteuer warten auf uns. Trotzdem hält uns eine innere Kraft in Mitten der uns so lieb gewordenen Familie. Jeder von ihnen ist einzigartig und ist uns auf seine Art zum Freund geworden: King Hossein, Mr. Hashemi, Hojjat, Javad, Batul, Najme und das kleine Baby Saina. Nach mehreren Verzögerungsaktionen steigen wir, mit dem leckeren Mittagessen im Bauch nun endlich in den Leo um unsere Fahrt fortzusetzen. Ja, wir sind traurig nun diese wunderschöne Zeit in Rafsanjan hinter uns zu lassen. Ich kann nicht verhindern, dass mir beim Abschied nehmen Tränen über das Gesicht kullern. Es sind glückliche Tränen des Erlebten. Sie sind Ausdruck der Emotionen, die mich überkommen.

 

Hojjat begleitet uns noch bis zum Ortsausgang dann sind wir wieder zu Zweit. Sechs Tage waren wir in Rafsanjan obwohl nur eine Durchfahrt geplant war. Das lieben wir am Leben. Diese Unverhofftheit, die Unplanbarkeit, die so glücklich macht. Der Grund war die Autopanne. Von unserem Schicksal so gewollt wurde daraus eine Begegnung, die uns lange in schönster Erinnerung bleiben wird. Wir sitzen nun im Leo, sind dankbar dafür, dass er gut fährt und lassen unseren Gedanken laut freien Lauf. Uns beschäftigt und berührt die Nähe, die wir in der Familie erleben durften. Für ein paar Tage waren wir aufgenommen und gehörten ein wenig dazu. Alle scheinen durch ein sehr stabiles Band des Vertrauens und der Nähe zueinander verbunden zu sein. Jedes Frühstück, jedes Mittag- und Abendessen wird miteinander verbracht. Dabei wird erzählt, gelacht, diskutiert, entschieden. Das zwei Monate alte Baby Saina wird von Arm zu Arm gereicht. Jeder hält sie gern bei sich und hilft ihr die Zeit der Koliken zu überstehen. Das passiert mit einer solchen Selbstverständlichkeit und Herzenswärme die wir als sehr besonders empfinden. Die Hierarchie ist klar und jeder hat seinen Platz auf dem er sich eingerichtet hat. Das geht mit Sicherheit nicht reibungslos ab. Bedeutsam für uns ist das Gefühl der Oase. Draußen kann sein was will. Im Haus der Familie ist Rückzug und Erholung möglich. Jeder springt ohne Frage für den anderen ein ohne über die mögliche Mühe nachzudenken. Es versteht sich von selbst.

 

Genau das ist es auch, was uns die Tage bewegt hat als permanent am Leo geschraubt wurde. Mit der größten Selbstlosigkeit war jeder Job im Hintergrund wurde vorher oder hinterher erledigt. Nur wir mit der Reparatur schienen wichtig zu sein. Ich will nicht sagen, dass es das bei uns in Deutschland nicht gibt; dieses füreinander einstehen, diese Selbstlosigkeit. Und doch haben wir sie hier in einem Maße und einer Feinstofflichkeit kennen gelernt, die uns lange darüber schweigen und sprechen lässt.

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Schnee statt Sand im Geschicht / Snow instead sand in face

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Schnee statt Sand im Gesicht / Snow instead sand in face

11.03.2015 Iran / Rafsanjan / N30°24’44.0“ E055°57’41.1“

 

Das gibt es doch nicht! Heute ist der 11. März. Wirklich ein Datum zu dem wir in unserer Vorstellung in der iranischen Wüste nur Sonne und Wärme assoziieren können. Und dann das...

 

Wir steigen aus dem Leo aus und versinken mit unseren Schuhen auf der Treppe im Schnee. Minusgrade haben im Haus die Wasserleitung einfrieren lassen. Doch da sie außen am Haus entlang läuft ist das Problem mit ein wenig heißem Wasser schnell gelöst. Gemütlich trinken wir mit der Familie, die wir inzwischen sehr lieb gewonnen haben, unseren Morgentee. Dann schlägt die Uhr 8 Mal und wir machen uns auf den Weg zur Polizeistation. Die Stadt ist wie leer gefegt. Die meisten Läden haben heute geschlossen, da der Schnee-Einbruch der vergangenen Nacht allen, nach dem gestrigen Regentag, einen zweiten Feiertag beschert. Die Metallrollläden sind herunter gelassen und der sonst eher chaotische Verkehr macht fast einen geordneten Eindruck. In der Polizeistation in Rafsanjan werden wir zu der in Kerman weiter geschickt. Da dort die Zentrale der Region ist. Mit Javad, Hojat und Amir Hossein machen wir uns auf den Weg in die 100 km entfernte Stadt mit ihren 600.000 Einwohnern. Auch Kerman liegt mitten in der Wüste und ist umgeben von Sanddünen.

 

Doch heute ist alles anders. Der Schnee hat die Führung übernommen und lässt alles aussehen wie im deutschen Winterwald. Die Menschen feiern den Tag tatsächlich. Indem sie überall am Straßenrand parken um Schneeballschlachten zu machen. Unser Auto bekommt dabei auch den einen oder anderen Treffer ab. Angekommen bei der Polizei nehmen wir Haltung an und tragen unser Anliegen vor. Wir erzählen, dass wir eine Autopanne hatten, der Truck nun drei Tage lang repariert wurde und wir deshalb um eine Verlängerung unseres Visums bitten. Unser eigentlicher Plan war am 10. und 11. März in Mashhad zu sein und am 12. März zur Grenze zu fahren. Um vom 13.-17. März unser Transitvisum für Turkmenistan in Anspruch zu nehmen. Nun ist heute bereits der 11. März und es liegen knappe 1.500 km bis zur Grenze vor uns. Genießen wollen wir die Strecke auch. Außerdem erwarten uns noch Freunde in Mashhad. Dort müssen wir dann versuchen unser Turkmenistan Visum zu erneuern. Also bitten wir um mindestens 5 Tage Verlängerung. Schön wäre, wenn man uns etwas mehr Zeit gewährt. Doch das lassen die Frauen hinter dem Schalter offen. Sie schickt uns als erstes zu einem Copyshop, um unsere Pässe und die Verlängerungsanträge kopieren zu lassen, danach zur Bank um die Gebühr von 600.000 Rial (ca.12 €) zu überweisen. Mit allen Belägen und Kopien gehen wir später wieder zur Polizei. Vorbei kommen wir an einem Mann, der mit seiner Schreibmaschine am Straßenrand sitzt und für die Antragsteller unter anderem aus Afghanistan die Formulare ausfüllt. Ein wirklich putziger Anblick heute im Schnee. Der Wartende hält ein Stück Stoff über das Schriftstück, damit es von den Schneeflocken nicht durchnässt wird. Dann werden auch wir zu Wartenden. Indem wir nun die Mühlen mahlen lassen, die uns zu einer Visaverlängerung verhelfen sollen. Wir nehmen es entspannt und lassen unsere Anwesenheit wirken, gemeinsam mit Afghanen und einem weiteren Deutschen. Denn es heißt, um 14 Uhr schließt das Office. Doch wir wollen zu gern mit unseren Pässen und einem neuen Stempel darin das Gebäude verlassen.

 

Kurz vor 14 Uhr wird es plötzlich unruhig. Wir befürchten dass nun der Schalter tatsächlich schließt. Doch da sehe ich, dass die Frau hinter der Glasscheibe gerade einen Stempel in meinen Pass drückt und bin erleichtert. Sie reicht ihn mir herüber und fügt ein: „15 days“ hinzu. Upps, nun haben wir 15 Tage Zeit in Iran gewonnen und können die Dinge in Ruhe angehen. Zu meiner Freude wurden sogar meine Passbilder aus Deutschland, ohne Tuch auf dem Kopf, akzeptiert.

 

Wir merken, dass wir plötzlich großen Hunger haben und teilen uns den Platz in einem Restaurant mit all denen, die mit roten Gesichtern von der Schneeballschlacht herein kommen um sich aufzuwärmen. Hier drin scheint er zu sein, der heißeste Punkt nahe Kermans... Haha. Spaß bei Seite. Wir erleben Schnee in der Gegend, die sich an einem Punkt in der Wüste rühmen kann, die heißeste Stelle der Erde zu sein mit 67 Grad im Schatten und 100 Grad direkt in der Sonne.

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Regenfrei / Free day because rain

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Regenfrei / Free day because rain

10.03.2015 Iran / Rafsanjan / N30°24’44.0“ E055°57’41.1“

 

Stellen wir uns das doch einmal zu Hause vor. Es regnet! Und das ist gleichbedeutend mit einem freien Tag. Wenn wir das auf Deutschland übertragen, würden wir wohl die wenigste Zeit des Jahres zur Arbeit gehen. Ja, hier in der Wüste ist „Regenfrei“ das gleiche wie bei uns „Hitzefrei“. Heute regnet es tatsächlich seit zwei Jahren das erste Mal und alle sind glücklich. Bei uns hält sich die Freude einigermaßen in Grenzen. Ist doch mit dem Regen ein Kälteeinbruch verbunden und das Thermometer stürzt in den blauen Bereich. In der Nacht ist mit Schnee und Minusgraden zu rechnen. Hm, meine Sehnsucht nach Wärme und Sonne wird immer wieder auf eine harte Probe gestellt... Doch das ist momentan nur ein kleiner Nebenschauplatz der Dinge die uns beschäftigen.

 

Eins nach dem anderen.

 

Als erstes steht die Reparatur unseres Leos weiter im Focus. So springen alle sofort nach dem Frühstück vom Boden auf um sich im nächsten Augenblick in Liegeposition unter den Truck zu begeben. Die Arme nach oben streckend und Teil für Teil zusammen schraubend. Die Ölpumpe ist repariert, alle Lager ausgewechselt, die defekten Luftleitungen ersetzt und am Ende sind sogar alle Teile wieder verbaut ohne dass plötzlich wichtige Schrauben übrig geblieben wären. Strahlende Gesichter lachen mich unter dem Leo hervor an. Nun ist es Zeit für die Probefahrt.

 

Zu Fünft steigen wir in das Fahrerhaus. Ein jeder sperrt die Ohren auf und immer wieder halten wir an, um die Temperatur des Verteilergetriebes zu überprüfen. Alles scheint gut zu sein. So löst sich langsam die Anspannung in der Kabine und das eine oder andere Lachen ist wieder zu hören. OK. Aufatmen. Hoffnung, dass dieses Problem nun beseitigt ist, keimt in uns auf.

 

Nach diesem Schritt geht es sofort weiter zum nächsten Thema. Unser Visum für Iran läuft in zwei Tagen aus und wir können es in keinem Fall mehr schaffen, rechtzeitig an der Grenze zu sein. So laufen nun die Telefone heiß und wir versuchen morgen in aller Frühe eine kleine Schneise in das Dickicht dieses Themas zu schlagen. Ich glaube, wir sind nun endgültig in dem Gefühl des Reisens gelandet. Spontan ändern sich die Gegebenheiten und wir müssen uns neu darauf einstellen um das Gleiche im nächsten Moment erneut zu tun.

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Lachen hilft / Laughter is helpful

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Lachen hilft / Laughter is helpful

09.03.2015 Iran / Rafsanjan / N30°24’44.0“ E055°57’41.1“

 

Weiter gehen wir heute dem Geheimnis auf die Spur. Was bitte ist die Ursache für unser Problem am Verteilergetriebe? Alle Reparatur macht nur Sinn wenn wir auch den Grund behoben haben. Und so suchen wir weiter in den Tiefen während parallel in den Werkstätten geschweißt und abgedreht wird und sogar die Teilelieferung aus Teheran eintrifft. Die Sonne steht gerade im Zenit da geht ein Raunen durch die Luft...

 

Die Ölpumpe im Verteilergetriebe!

 

Sie hat defekte Stößel und konnte somit das Verteilergetriebe nicht mehr mit Öl zur Schmierung versorgen. Damit scheint der Grund nun gefunden und alle Folgeerscheinungen sind für uns nachvollziehbar. Das beruhigt uns erst einmal und sofort steht die nächste Frage im Raum. Woher bekommen wir hierfür die Ersatzteile? Können sie irgendwo besorgt werden oder gar nachgearbeitet? Das ist momentan noch ein offenes Thema. Ein Sound begleitet definitiv den gesamten Tag. Das herzhafte Lachen der ganzen Truppe, die an, vor und unter unserem Leo arbeitet. Wir haben richtig viel Spaß miteinander. Dabei bin ich selbst echt überrascht, an wie viel Witz die Männer mich teilhaben lassen. Eigentlich scheint es in diesen Momenten kaum eine andere Atmosphäre als bei uns in Deutschland zu sein. Nur eben, dass ich ein Tuch auf dem Kopf und bedacht weite lange Kleidung trage und natürlich darauf achte keine groben Schnitzer zu begehen.Es ist schön, hier in diesen Tagen ein wenig Alltag in der Familie mitzubekommen. So ist es für uns nun selbstverständlich, sofort aufzustehen, wenn eine Person den Raum betritt. Alle grüßen dann stehend mit der Hand am Herz. Männer untereinander geben sich die Hand und umarmen sich. Frauen untereinander tun das auch. Über Kreuz geschieht das auf gar keinen Fall. Da heißt es Abstand halten und keine Berührung zuzulassen! Die eintretende Person begrüßt alle und folgt dabei genau der Hierarchie der Anwesenden. Nicht etwa wie bei uns, wo wir ja meist den als ersten begrüßen, der direkt vor uns steht. Das wiederholt sich immer wieder. So kann es sein, dass wir die gleiche Person mehrmals am Tag begrüßen und dabei sofort aufstehen. Dabei ist es egal was wir gerade tun. Kommt das Familienoberhaupt zur Tür herein springen die erwachsen Söhne und Schwiegersöhne federmäßig nach oben. Genau so ist es mit dem Essen. Erst wenn das Oberhaupt sitzt, dürfen alle anderen sich setzen. Ist der Vater da, richtet sich alles nach ihm. Ist statt ihm die Mutter anwesend, so ist sie die erste Person. Generell ziehen alle vor der Tür die Schuhe aus und die Teppiche werden ausschließlich in Strümpfen betreten. Im Bad gibt es separate Latschen wie auch in der Küche. In Strümpfen wird die Küche nicht betreten und es geht auch überhaupt nicht, in den Latschen vom Bad ins Wohnzimmer zu treten. Da hat Sten gestern einen richtigen Schreck bekommen, als ihm dieses Missgeschick passierte. Ich weiß nicht, ob ich schon einmal erwähnt habe, dass hier generell ausschließlich mit Gabel und Löffel gegessen wird. Das Fleisch ist immer so zart, dass man es leicht mit dem Löffel zerkleinern kann. Geht das einmal nicht, dann nutzt man das Fladenbrot, um zum Beispiel das Fleisch vom Grillspieß zu ziehen. Messer gibt es nur zum aufschneiden von Obst und zur Zubereitung in der Küche.

 

Ein Löffel wiederum wird nur für uns zum Tee gereicht. Denn die Perser nehmen den Zucker in den Mund und lassen den Tee daran vorbei fließen. Ich muss ab und an gezuckerten Tee trinken. Da sonst bei den Unmengen die wir an jedem Tag angeboten bekommen mein Magen streikt. Die freie Zeit nutzen wir heute dazu, um einmal wieder Wäsche zu waschen. Sie ist kaum aufgehängt, da kann ich sie schon wieder abnehmen. So warm und trocken ist die Wüstenluft hier schon Anfang März. Bisher hatten wir immer wieder das Glück, die Waschmaschine der einen oder anderen Familie zu nutzen. Das ist sehr hilfreich für uns.

 

Unser Tagesfazit heute: Die Sonne scheint. Der Himmel strahlt blau. Die Stimmung ist gut. Und alles Weitere wird sich ergeben.

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Untergrundarbeit / Underground work

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Untergrundarbeit / Underground work

08.03.2015 Iran / Rafsanjan / N30°24’44.0“ E055°57’41.1“

 

Jeder Tag ist ein kleines Leben. Es geht von neuem los. Wir stehen jeden Morgen am Startblock und kennen das Gelände nicht welches für uns bestimmt ist heute zu durchlaufen. Das ist spannend. Das ist die Übung hier. Das sich einlassen auf alle Gegebenheiten. Sie als Bestimmung anzuerkennen und der Fügung Vertrauen zu schenken. Heute Morgen gibt es ein fröhliches Abschiedsfrühstück mit allen Familienmitgliedern. Reich beschenkt mit den Pistazien aus der eigenen Plantage und einem letzten Bild vor einem Wiedersehen irgendwann, lassen wir den Motor an und ab geht die Fahrt. Wir sind beide sehr konzentriert auf jedes Geräusch, auf jeden Hauch an Geruch. Ganz still ist es in unserer Fahrkabine. Und so reicht uns ein Blick, als wir nach wenigen einhundert Metern ein ungewöhnliches Geräusch hören. Wir beruhigen uns damit, dass sich nun erst einmal alles wieder einspielen muss, doch so richtig glauben wir wohl beide nicht daran. Zehn Kilometer hinter Rafsanjan halten wir an, um einen ersten Check zu machen. Der fällt extrem kurz aus, denn es qualmt schon wieder heiß aus dem Verteilergetriebe.

 

Alles klar.

 

Wir lassen das Getriebe abkühlen und nutzen die Zeit zum Telefonieren. Das Räderwerk der Kontakte setzt sich sofort wieder in Bewegung. Wir werden abgeholt und langsam durch das Gewühl der Stadt geleitet. Die Öl-Flecken von gestern begrüßen uns bereits. Und so wird aus dem Abschiedsbild von unserer Gastfamilie, vor einer Stunde, das Willkommensbild. Wir sind wieder da!
Wir sehen die positive Seite an dem Ganzen. Wir kennen nun schon eine Reihe an Leuten, die uns helfen können. Sie sind gut vernetzt, wissen um die ganze Vorgeschichte und es muss nicht alles bei Null starten. Es gibt in der Stadt mit 300.000 Einwohnern Werkstätten und so ist es der beste Platz für uns in dieser Situation. Besser als wenn wir jetzt mitten im Schnee des Nordens stecken würden zu dem wir noch aufbrechen müssen um unseren Weg nach Turkmenistan fortsetzen zu können. Ob wir wohl am 12. März an der Grenze sein werden? Unser ausschließlich fünf Tage gültiges Visum für Turkmenistan beginnt am 13. März. Wir werden es erleben... Heute wird nun erst einmal das Verteilergetriebe auseinander genommen. Kaputte Lager und verstopfte Öl-Kanäle werden sichtbar. Drei bis fünf Männer liegen den ganzen Tag von Morgens 9 Uhr an unter dem Leo. Nun ist die Kälte der Wüste mit der Dunkelheit gekommen und es heißt auch nach 12 Stunden, einfach weiter arbeiten. Gute 10.000 Kilometer haben wir inzwischen seit Dezember zurückgelegt. Und so ist es wichtig für uns, dass die Ursache wirklich gefunden wird und alles wieder intakt ist, so dass der Leo auch die nächsten tausenden an Kilometern mitspielt. Bisher lief er einwandfrei und wir konnten uns auf Land und Leute konzentrieren. Nun haben wir gerade ein neues Kapitel auf unserer Reise aufgeschlagen. Alles gehört zusammen und ist Teil des Ganzen.

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Zwei Tage war der Leo krank… / Leo was sick for two days…

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Zwei Tage war der Leo krank… / Leo was sick for two days…

07.03.2015 Iran / Rafsanjan / N30°24’44.0“ E055°57’41.1“

 

Zwei Tage war der Leo krank, nun fährt er wieder Gott sei Dank! Es war wohl eine Kettenreaktion, die gestern dazu führte, dass der Leo nicht mehr fuhr. Wir glauben, dass ein Luftproblem dazu führte, dass der Allrad sich von selbst einschaltete. Durch unsere schnelle Fahrt dann mit Allradantrieb wurde die Gear-Box heiß, die wiederum eine Luftleitung durchschmelzen ließ. Heute nun wurde alles ganz in Ruhe gecheckt, ein Luftspezialist kam, nachdem die Problematik klar war. Sten hat das Getriebeöl ausgewechselt und Testfahrten gemacht. Nun hoffen wir sehr, dass sich der Leo über die Mittelpunkt Rolle heute gefreut hat und ab morgen wieder weiter fährt. Ich habe den Tag in der Sonne genossen. Das hat sich besonders schön angefühlt da ich heute Morgen gehört habe, dass im Norden des Iran wieder Schnee liegt. Also schöne Aussichten für uns in den nächsten Tagen... Fahren wir doch in den Norden nach Mashhad, um von dort aus zur Grenze Turkmenistans zu gelangen. Doch das liegt in der Zukunft und nicht im Heute! Familie Hashami hat uns so liebevoll bei sich aufgenommen und erneut sind wir sprachlos über so viel Freundlichkeit. „The GUEST is a GIFT from the GOD“ schrieb uns gestern einer unserer Helfer per SMS. Und genau so fühlen wir uns empfangen und umsorgt: Leo ist repariert, neue Rezepte haben den Weg in unser Kochbuch gefunden und wie Pistazienbäume aussehen, wissen wir seit heute auch. Am Straßenrand in der prallen Sonne tauchen Goldfische vor uns auf. Sie sind DAS Symbol des Neujahrsfestes in jedem Haus und stehen in der Mitte der aufgereihten „Sieben S“. Es sind sieben Dinge (Schalotten, Äpfel, Essig, Münzen, Weizenkeime, Sumach und Sanddorn), die in Farsi mit „S“ beginnen und für das Glück im neuen Jahr stehen.

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Leo hat Fieber / Leo has fiber

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Leo hat Fieber / Leo has fiber

06.03.2015 Iran / Rafsanjan / N30°24’44.0“ E055°57’41.1“

 

Freitag ist Sonntag hier in Iran. Und so sind die Straßen leer, da alle Familien zu Hause sind, als wir am frühen Morgen die Wüstenstadt Yazd verlassen. Am Straßenrand noch schnell ein frisches Fladenbrot heiß aus dem Ofen gekauft. Bezahlen durften wir es nicht. Denn sobald wir hier in Persien irgendwo sind wollen die Menschen uns etwas schenken. Und so war das frisch duftende Brot ein Present des Bäckers.

 

Weiter in den Süden führt uns unser Weg, um in Rafsanjan unseren südlichsten Punkt in Iran zu erreichen. Den persischen Golf heben wir uns für später auf. Zu groß sind die Distanzen. Zu sehr lieben wir es, einzelne Orte in Ruhe kennen zu lernen und nicht nur schnell hindurch zu huschen. So wird es wohl irgendwann eine zweite Reise für uns in diese Region geben. Inshaallah...

 

Rafsanjan ist bekannt für seine besonders wohl schmeckenden Pistazien. Halt machen wir hier nicht. Sondern wenden uns nun gen Norden, um am 12. März an der Grenze zu Turkmenistan sein zu können. Ein paar Tage Ruhe in der Wüste und eine Einladung in Mashhad im Norden liegen vor uns. Wir freuen uns darauf. Doch unser Schicksal hat andere Pläne mit uns...

 

Um einen Eindruck von der Landschaft festzuhalten, kurbele ich das Fenster herunter und bekomme plötzlich kaum Luft. Ein beißender Geruch steigt mir in die Nase, der uns zwingt sofort anzuhalten. Es zischt und pfeift und qualmt und stinkt am Leo. Wir schauen uns beide an und sind für den ersten Moment vollkommen ratlos. Jeden Morgen macht Sten einen Check am Leo. Bisher war immer alles OK. Was nun? Das was jetzt folgt scheint mir irgendwie Vorsehung zu sein. So sehr spielen die Ereignisse Hand in Hand.

 

Wenige Augenblicke nach unserer Ratlosigkeit stehen zwei Männer vor uns, die an der Straße liefen und den Gestank gerochen haben. Sie zücken gleich ihr Handy und fangen an wild umher zu telefonieren. Wir versuchen derweil dem Problem auf den Grund zu gehen. Aus der Gear-Box spritzt heißes Getriebeöl und wir merken, dass sich der Allrad nicht ausschalten lässt. Er ist permanent aktiv. Das darf natürlich bei den hohen Geschwindigkeiten nicht sein und ist wohl eine Ursache für die superheiße Gear-Box. Doch warum hat sich der Allrad zugeschaltet, ohne dass Sten den Schalter betätigt hat. Und warum kann er den Allradantrieb nicht abschalten? Woher kommt das extrem laute Zischen? Fragen. Fragen. Und vorerst wenige Antworten. Doch von Augenblick zu Augenblick mehr Meinungen. Denn immer wieder halten Autos an und interessierte Männer steigen aus um ihre Ratschläge zu geben. Natürlich alles in Farsi. Wir verstehen kein Wort.

 

So telefonieren wir nun mit Hassans Vater in Mashhad. Hassan ist unser Freund aus Jena und der Besuch seines Vaters unser nächstes Ziel. Er ist ein sehr agiler Mensch, der uns sofort versucht zu helfen. Er telefoniert nach Meybod zu Alireza, den wir dort besuchten. Alireza vermittelt Kontakte nach Rafsanjan. Dort wiederum geht es von Mund zu Mund und drei Stunden später steht plötzlich die Polizei vor uns, um uns im Schritttempo nach Rafsanjan zurück zu eskortieren. Am Ortseingang werden wir in Empfang genommen von Mr Hashami. Er führt uns zu seinem Haus. Dort wartet sein Schwiegervater, der wiederum Kontakte zu einer Werkstatt hat. Wie diese Kette der Verbindungen wirklich funktioniert wissen wir nicht. Wir haben jedoch inzwischen gelernt, dass auf dieser Basis das ganze Land funktioniert. Und so sind wir froh und dankbar, dass wir auf diese Weise Unterstützung erfahren. Alle versichern uns immer wieder „Don’t worry!“ Und so sind wir zum Entspannen erst einmal auf ein Familienfest eingeladen. Vierzig Personen sind spontan versammelt. Quer durch alle Generationen. Eine Tradition, die in der Familie seit vielen Jahren praktiziert wird. Einmal pro Monat treffen sich die Familien rund um das Großelternpaar, welches zehn Kinder zur Welt gebracht hat.

 

Die Wohnung gleicht in unseren Augen mehr einem Palast. So großräumig ist alles angelegt. Für Iraner scheint es normal zu sein. Denn egal wo wir hinkommen sind die Wohnräume riesig groß und mit Teppichen ausgelegt. An den Wänden des großen Wohnzimmers hier sind Stühle aufgereiht, die von den Männern besetzt sind. Die Frauen sitzen in der Küche auf dem Boden und bereiten das Essen zu. Alle sind in fröhlicher Stimmung, reden und lachen miteinander. Und zwischendrin werden die Babys von Arm zu Arm gereicht und springen die Kinder umher. Eine wirklich wunderschöne Atmosphäre in die wir da wieder einmal eingetaucht wurden.

 

Gegessen wird auf dem Boden. Sten sitzt an der Stirnseite des Tuches und sieht mit seinem weißen Hemd ein wenig wie der eine Audienz gebende König aus. Ein Uhr am Morgen wird langsam zum Aufbruch geblasen. Schließlich geht in wenigen Stunden die Schule los. Doch das sehen hier alle ganz entspannt.

 

Nun, da wir um zwei Uhr in unserem Leo liegen kreisen unsere Gedanken noch einmal um den Tag: Yazd, Piste, südlichster Punkt, Berge, Gestank, Ratlosigkeit, Ideen, Unterstützung, Eskorte, große Familie, viele Gespräche, tolle Speisen, herzliche Begegnungen. Wir sind dankbar für die Fügungen und hoffen für unseren kranken Leo, dass ihm morgen geholfen werden kann!!!

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Frauenpower in Iran / Women power in Iran

05.03.2015 Iran / Yazd / N31°55’16.3“ E054°18’51.8“

 

Weiter geht’s mit unserm Kochprojekt. Gleich am Morgen sind wir bei Samans Eltern Ferdous und Mozaffar eingeladen um gemeinsam „Shooli“ zu kochen. So fröhlich wie der Name daher kommt, so lecker schmeckt das Essen. Es ist eine Suppe, die eine Spezialität der Stadt Yazd ist und aus Rüben und frischen Kräutern zubereitet wird. Wie bei so vielen anderen Gerichten in Iran ist das langsame Garen eines der Hauptmerkmale des Gerichtes. Und so kommt mir der Gedanke dass wir an der Art des Kochens viel über die Lebensweise der Menschen und ihrem Verhältnis zum Umgang mit der Zeit lernen. Als alle Zutaten verarbeitet sind und die Suppe nun muntere drei Stunden vor sich hin köchelt, machen wir uns mit Nazanin und Saman auf, ihre Stadt Yazd zu erkunden. Die Beiden haben wir über einen Freund in Teheran kennen gelernt. Saman ist Vertriebsmann für Medizinisches- und speziell Dental-Zubehör und seine Frau Nazanin ist dabei ihren Master in der Finanzwirtschaft zu machen. Ob sie danach arbeiten wird hängt von zwei Dingen ab. Möchte es ihr Mann und wenn, findet sie eine Arbeit? So gibt es in Iran viele Frauen die studieren doch danach nicht in ihrem Beruf arbeiten. Die Versorgung der Familie steht oft im Vordergrund.

 

Yazd liegt auf 1.200 Metern Höhe und Mitten in der Wüste. So ist das Thema „Wasser“ hier sehr zentral. Unterirdische sammelt sich das Wasser aus den umliegenden Ebenen. Diese sind jedoch ausschließlich Wüstenland und so ist es von Jahr zu Jahr fraglich, woher das Wasser für die 1 Million Menschen kommen soll, die in Yazd und Umgebung leben. Saman und Nazanin überlegen aus dem Grund der extremen Wasserknappheit in einigen Jahren ihre Stadt verlassen zu müssen, die ihnen so am Herzen liegt. Isfahan speist noch ein wenig Wasser in das hiesige System mit ein. Doch die Stadt leidet selbst an Mangel und so gibt es Streit um das Wasser zwischen beiden Städten.

 

Apropos Streit. Wir laufen durch ein enges altes überdachtes Gassengewirr in welchem uns Saman erzählt, dass es hier das Ritual gibt, wenn ein Paar sich verstritten hat, kommt der Mann von der einen und die Frau von der anderen Seite. Die Gassen werden in ihrem Inneren immer enger und so kann man an einem bestimmten Punkt nicht einfach aneinander vorbei gehen sondern steht voreinander und muss sich erst wieder miteinander vertragen. Eine schöne Geschichte.

 

Saman zeigt uns die Jame-Moschee aus dem Jahr 1324 und ist berechtigter Maßen stolz darauf, dass der Name seines Großvaters am Eingang der Moschee in den Fliesen verewigt ist. War er doch der verantwortliche Architekt, als die Moschee vor 50 Jahren restauriert wurde.

 

Beim Laufen durch die Stadt merke ich dass es heute zum ersten Mal für uns wirklich warm ist. Und so zieht sich Sten aus und läuft im T-Shirt durch die Stadt. Für Nazanin und mich ist das nicht möglich. Wir müssen unsere langen Jacken wegen der Vorschrift anbehalten, egal ob auf der sonnenwarmen Straße oder im Restaurant. Mein Inneres will dem natürlichen Impuls folgen und die Sonne an meine Haut lassen, doch es geht einfach nicht. So läuft Nazanin in ihrem dicken Steppmantel neben mir und erzählt, dass sie auch im Hochsommer bei plus 50 Grad eine lange Hose und einen mindestens knielangen Mantel tragen muss. Für mich ist es immer wieder nur ein Erlebnis für ein paar Wochen. Für alle anderen Frauen die in Iran leben ist es lebenslanger Alltag. Eines nehme ich immer wieder wahr. Die Frauen scheinen hier eine sehr starke Verbindung zueinander zu haben. Sie sind es, die sich umarmen dürfen. Sie dürfen ihre Mäntel und Kopfbedeckungen ablegen, wenn sie unter sich sind. Sie treffen sich am Tag während ihre Männer arbeiten. Ich habe das Empfinden, dass sie wie durch ein feines Band des Verstehens miteinander verbunden sind.

 

In der Wärme der Stadt nehmen wir heute zum ersten Mal die kühlende Wirkung der Windtürme wahr. Stehen wir im Inneren eines Hauses direkt unter dem Turm so merken wir die kalte Luft die nach unten fällt. Diese Räume dienen der generellen Abkühlung der Häuser und gleichzeitig als Lagerräume für Obst und Gemüse.

 

„Also sprach Zarathustra“ ist uns ein geläufiger Ausspruch. Dass er seinen Ursprung hier in Iran hat, wusste ich bisher nicht. Die zarathustrische Gemeinde zählt in Yazd ca. 5.000 Anhänger neben den Gemeinden in Teheran und Kerman. Es ist eine Glaubensgemeinschaft die älter als 1.500 Jahre ist und die Prinzipien vertritt, dass der Mensch Gutes denken, Gutes reden und Gutes tun soll. Erde, Feuer, Wasser und Luft sollen rein gehalten werden. Und so wird im hiesigen Feuertempel ein ewig brennendes Feuer als Symbol der Reinheit und der Anwesenheit Gottes verehrt. Wir erkennen das Symbol des Herrschers mit den Flügeln wieder. Sahen wir es doch in Isfahan, als ein Silberschmied es aufzeichnete und danach Schlag für Schlag auf eine silberne Schale übertrug. Wir fühlen uns wohl in der Atmosphäre des Feuertempels der Zarathustrier und mögen ihre ethische Haltung.

N31°55’16.3“ E054°18’51.8“

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Meybod – die Stadt in der Wüste / Meybod – City into the desert

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Meybod – die Stadt in der Wüste / Meybod – City into the desert

 04.03.2015 Iran / Yazd / N31°55’16.3“ E054°18’51.8“

 
Pünktlich 7.30 Uhr gibt es Frühstück bei unseren Gastgebern. Leicht verschlafen sitzen wir am Boden und probieren von der deftigen Suppe. Es ist abgekochtes Fleisch vom Kopf und den Beinen eines Schafes. Wegen des vielen Fetts, welches oben auf schwimmt, ist es nicht ganz meine Frühstücksspeise. Doch es heißt, dass sie Männer stark und jünger macht... Ich halte es da lieber mit trockenem Fladenbrot und Granatapfelsirup. Unsere kleine Gruppe vom gestrigen Tag, der Onkel unseres Freundes aus Jena, zwei ehemalige Englischlehrer als Übersetzer und wir setzt sich wieder in Bewegung, um sich den alten Wasserspeicher, in dem zusammengepresster Schnee und Eis gelagert wurde, das mehr als 6.000 Jahre alte Schloss aus Lehm, eine Karawanserei, die zum Lagern und Transportieren der Post diente, eine Weberei, in welcher Baumwollteppiche mit sehr alten Mustern von Hand gewebt werden, Töpfereien, für welche die Stadt Meybod berühmt ist und eine Fliesenfabrik anzuschauen.

 

Mehr als 20 Fliesenfabriken gibt es in Meybod. Exportiert werden die Fliesen vorrangig in den mittelasiatischen Raum, wofür auch die opulenten Designs und Dekore sprechen. Wir sind fasziniert, uns die Produktionsstrecke vom ersten Anmischen der Substanzen bis zur fertig verpackten Fliese „Made in Iran“ ansehen zu dürfen. Es ist von den vielen Pulvern staubig und mitunter liegt ein beißender Geruch in der Luft, doch einen Mundschutz tragen nur wir, die wir als Besucher kurz hier sind. All die Töpfereien und Fliesenfabriken gibt es hier in Meybod, da durch die Wüste das benötigte Material in unmittelbarer Nähe zu finden ist. Ja, die Stadt aus Lehm und Sand. Sie hat es uns angetan, als wir vom Dach des Schlosses auf das Panorama Meybods schauen. Es ist wie ein Traum der für uns wahr wird. Mit eigenen Augen einmal auf eine solche Wüstenstadt schauen zu können. Unsere Herzen schlagen hoch.

 

Um wieder zu neuen Kräften zu kommen, verabschiedet uns die liebe Familie noch einmal mit einem überaus leckeren Mittagessen. Wir verabschieden uns von ihnen mit einem Gruppenfoto und einem Abdruck unseres Autoreifens, der sich im Laufe des Tages in den Asphalt eingedrückt hat. Wir sind erschrocken darüber, doch alle Familienmitglieder sind sich einig, dass sie sich freuen, nun immer an uns denken zu können, wenn sie den Abdruck sehen.

N31°55’16.3“ E054°18’51.8“

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Grüße aus Iran / Greetings from Iran

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Grüße aus Iran / Greetings from Iran

03.03.2015 Iran / Meybod / N32°14’57.4“ E054°00’26.8“

 

Vogelgezwitscher als Aufwachgesang. Jetzt, da wir es hören merken wir, wie lange wir ohne dieses muntere Auf und Ab der Melodien erwacht sind. Hier in der Oase ist es an anders. Von Palme zu Palme springen die Spatzen und genießen das Bad in den Wasserläufen. Wir setzen uns gleich dazu und frühstücken auf einem umgefallenen Palmenstamm. Normalerweise gibt es hier draußen nur heiße Sommer bis 60 Grad Celsius. Doch vor sieben Jahren gab es einen Winter mit einem Monat lang Schnee und minus 20 Grad. Der Schnee ist willkommen, da er die Wasserspeicher auffüllt. Doch der Frost hat Unmengen an Palmen absterben lassen. Deshalb sind wir nun umgeben von unzähligen jungen Palmen, die es hoffentlich schaffen groß zu werden, bevor wieder ein so harter Winter hereinbricht. Wir freuen uns, dass es heute nach Frühling riecht und nach Frühling anfühlt. Und so verabschieden wir uns von Garmeh und seiner 2.000 Jahren alten Lehmburg, die noch aus der Zeit stammt, als hier ein großer See das Landschaftsbild bestimmte, der einem Erdbeben zum Opfer fiel und das Land zur Wüste werden ließ.

 

Unsere Strecke führt heute durch diese riesengroße Ebene, die gehalten wird von am Rand liegenden hohen Bergen. Salzkrusten auf der Oberfläche des Sandes erzählen davon, dass es hier manchmal Wasser gibt. Wir brausen mit unserem Leo, gemeinsam mit all den anderem LKWs die wir schon 50 Kilometer weit sehen, weil die Straße hier schnurgerade durch das Wüstenland führt, durch diese für uns so einmalige Landschaft. Wir schauen uns heute immer wieder an und müssen lachen, weil es uns in der Wüste so gut wie selten geht. Warum das so ist kann ich schwer zu sagen. Vielleicht fühlen wir uns besonders lebendig in der Nachbarschaft dieses leblos erscheinenden Raumes.

 

Am Nachmittag erreichen wir „Karanaq“ ein verlassenes Dorf. Wir sind fasziniert von der Architektur der Häuser, vom Einfallsreichtum wie sich Schattenflächen geschaffen wurden. Es ist wie in einem Schachtelsystem. Indem ich von einer Schachtel, also einem Raum, in die nächste steige und somit von Haus zu Haus gelange, ohne der im Sommer so heißen Sonne ausgesetzt zu sein. Die dicken Lehmwände strahlen eine angenehme Wärme und Kühle zugleich aus. Warum das Dorf verlassen wurde wissen wir nicht. In manchen Häusern wirkt es wie ein plötzlicher Aufbruch. Da angefangene Bauarbeiten auf ihre niemals eintretende Vollendung warten. So genießt das Dorf nun seine Ruhe und lässt uns entdecken und stauen.

 

Unser Ziel ist heute Meybod. Eine Stadt in der Wüste. Dort werden wir von der Familie eines Freundes aus Jena schon sehnsüchtig erwartet. Wir sind übermannt von so viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit und können uns nur darin treiben lassen. So geht es gleich los mit dem gemeinsamen Kochen, bevor wir zum ersten Mal die traditionelle Sportart „Zurkhaneh“ zu sehen bekommen. Allabendlich treffen sich überaus durchtrainierte Männer zur Ausübung dieser Ertüchtigung. Wir lassen uns erklären, dass „Zurkhaneh“ wesentlich älter ist als der Islam und dazu diente, die Männer für den Kampf zu stählen. So gibt es einen singenden Trommler, der laut rhythmische Ferse vorträgt, nach denen sich bewegt wird. Was sage ich „bewegt“. Mir bleibt der Mund offen stehen bei all der Beweglichkeit, Muskelkraft und dem Rhythmusgefühl welches diese Gruppe an Männern zeigt. Es ist in meinen Augen eine Art Kampftanz mit vielen Drehsprüngen und dem Schwingen von massiven großen Holzkeulen oder Metallrasseln. In den reich verzierten Hosen hat das Schauspiel der Männer auch etwas Künstlerisches. Und das schnelle Drehen scheint sie in eine Form von Transe fallen zu lassen.

 

Unsere Köpfe sind voll von die Eindrücken der Tagesstrecke, dem Geisterdorf, der Familie und dem Sport, doch der Tag ist noch lange nicht zu Ende. Wir werden durch verwinkelte Gassen geführt und finden uns in einem historischen Haus wider. In dieser Abendstimmung wirkt es ruhig und beschaulich, doch in dem Moment, als die Tür sich öffnet, ändert sich alles sofort. Ungefähr 30 Augenpaare sind auf uns gerichtet, als wir den Raum betreten. Es sind Onkel, Tanten, Nichten, Neffen, Cousins, Cousinen, Geschwister, Enkel, Großeltern. Manche Kinder schlafen in mitten des Trubels, das eine oder andere Baby schreit und wird von Hand zu Hand gereicht. Dabei sitzen alle auf dem Fußboden und sind einfach darüber glücklich, dass wir da sind. Die Frauen in ihren schwarzen Roben sitzen im Nachbarraum und schauen durch die Tür zu uns herüber. Es ist unglaublich spannend für uns in diese sehr traditionelle Welt Einblick nehmen zu dürfen. Nach ein paar kleinen Gesprächen, vielen freundlichen Gesten und Verbeugungen werden wir weiter in die Altstadt Meybods geführt.

 

In Meybod erlebe ich wirklich in Reinform die Zurückhaltung der Männer den Frauen gegenüber, aber auch die Schüchternheit der Frauen selbst. Hand geben ist hier ein vollkommenes Tabu und so manche Frau isst aus Schüchternheit nicht mit uns gemeinsam auf der großen Decke im Wohnraum sondern allein auf dem Boden sitzend in der Küche.

 

Später in unseren kleinen eigenen Wänden liegend können wir es wieder einmal nicht fassen was wir heute alles an Eindrücken gewonnen haben.

N32°14’57.4“ E054°00’26.8“

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Oasenhopping / Jumping between oases

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Oasenhopping / Jumping between oases

02.03.2015 Iran / Garmeh / N33°31’35.3“ E055°02’08.2“

 

Es ist windstill am Morgen. Für Anarak nicht unbedingt selbstverständlich. Der Ort ist umgeben von gemauerten Leuchttürmen, die auf den umliegenden Hügeln stehen und in denen ein Feuer zur Orientierung entfacht wird wenn es hier in Mitten der Wüste Dasht-e Kavir zu einem Sandsturm kommt. Wenn es hier faucht, dann faucht es richtig.

 

Unendlich scheint die Ebene zu sein, über die der Wind und Sand rasen kann. Die dazwischen liegenden Berge heizen dann wohl die Lust am dahin rasen nur noch weiter an. Da freuen wir uns, heute gute Sicht und strahlenden Sonnenschein als Begleiter während unserer Fahrt durch die Geröllwüste zu haben. Oasen sind heute unser Thema. Diese Orte der Hoffnung und Sehnsucht zugleich ziehen mich magisch an. Wenn ich mir vorstelle, mit wie viel Optimismus eine solche Oase ihren Anfang findet, in diesem riesigen Land des Nichts. Wenn da etwas ist, dann sind es der Staub, die Trockenheit, die Wärme und der Wind. Nicht gerade die geeignetsten Zutaten für ein quirlig, frisch, feucht und grün daher kommendes Land der Oase. So gibt es für mich kaum ein stärkeres Symbol für ‚die Zuversicht’ als die stolzen Palmen im Land der großen Leere.

 

Uns fallen heute immer wieder kegelförmige Bauten ins Auge und wir fragen uns was ihre Bestimmung ist. Also nachschauen. An den vier Seiten gibt es ebenerdig Eingänge und so wird uns klar, dass es sich um Wasserspeicher handelt. Wenn es regnet und die Ebenen voller Wasser stehen, dann fließt es in den Speicher und dient als Vorrat für die langen trockenen Zeiten. Wir haben heute leider nur einen Speicher gefunden, der tatsächlich Wasser vorhält. Auch hier in den kleinen Oasenorten wehen auf der Hauptstraße iranische Flaggen. Diese wechseln sich ab mit Portraits junger Iraner. Uns wird erzählt, dass es sich hier um die Gefallenen handelt, die für Iran im Krieg gestorben sind. Leider sind es sehr viele dieser jungen Gesichter, die in jedem Ort in Iran zu finden sind.

 

Zu einer richtigen Oase gehört auch fröhliches Gelächter. Und so folgen wir diesem Klang und gelangen zu einem Waschhaus. Fließendes Wasser strömt ein und durch einen anderen Kanal wieder aus dem Haus heraus. Innen drinnen sitzen Frauen und Männer und waschen per Hand ihre großen Teppiche. Wohl eine Art Frühjahrsputz, wie mir scheint.

N33°31’35.3“ E055°02’08.2“

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Lehmhausmosaik / Mosaic of clay houses

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Lehmhausmosaik / Mosaic of clay houses

01.03.2015 Iran / Anarak / N33°18’52.8“ E053°42’29.7“

 

20 Grad und Sonnenschein. So möchte ich das haben! Wir sitzen zwischen den Dünen in der Sonne und haben in unseren Köpfen die „slow motion“ Funktion eingeschaltet. Im Freien frühstücken. Endlich ist es wieder möglich. Ich schöpfe Hoffnung, dass mit dem 01. März nun ganz langsam der Frühling hinter den Sanddünen hervor lugt. Damit uns auch weiterhin warm bleibt, hat sich der Leo dann auch gleich noch eine kleine Übung ausgedacht und bleibt im Sand stecken. Doch mit abgelassener Luft von 5,5 auf 2,5 bar ist es kein Thema mehr und wir kommen gut durch die Dünen. Dank unserer eigenen Druckluft sind die Reifen auf der Piste auch schnell wieder straßentauglich aufgepumpt.

 

Wir fahren heute durch die Steinwüstenlandschaft der „Dasht-e Kavir“. Bis auf 2.100 Meter klettert unsere Anzeige im Höhenmesser in dieser Gegend an ohne dass wir uns dessen so recht bewusst sind. Denn eigentlich sieht das Land vor uns ziemlich flach aus. Wie einmassiert in die Umgebung liegen auf unserem Weg ab und an kleine Dörfer. Einer dieser Orte hat es uns besonders angetan. Es ist „Anarak“. Lehm-Haus an Lehm-Haus schmiegt sich hier aneinander, ineinander, übereinander. Anaraks Historie reicht bis in das 4. Jahrhundert zurück. Und noch heute ist es ein voll funktionierender Ort. Gleich am Ortseingang stellen wir uns zu den Männern mit ihren Kanistern um auch unseren mit Trinkwasser aus den Bergen zu füllen. Es macht uns Spaß diese alltäglichen Dinge mit den hier lebenden Menschen zu teilen. Der Mann im kleinen Laden nebenan freut sich dass wir bei ihm Kaffee kaufen und strahlt über sein ganzes Gesicht.

 

Wir schauen auf das Schachtelwerk „Anaraks“ von oben, wir laufen hindurch und haben plötzlich das Gefühl, wirklich sehr weit weg von zu Hause zu sein. Wir sind in eine andere Welt versetzt, wie in einer Zeitreise. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Menschen hier in ihren Lehmbauten ein- und aus-gehen hat etwas sehr Unwirkliches für uns. Wir laufen durch die Gassen wie durch ein Labyrinth und verirren uns gern darin. Alles scheint intakt, alles wirkt hell und freundlich. Erst der kalte Wind, der sich nach dem Untergehen der Sonne sein Recht erkämpft erinnert uns daran, dass es Zeit ist, einen Platz für die Nacht zu suchen.

 

Nun stehen wir unweit des Ortes hinter den Bergen und versuchen ein paar Texte und Bilder in unseren Blog zu laden. Es ist für uns immer wieder ein Erfolgserlebnis, wenn wir es schaffen, wenigstens das Titelbild und den dazugehörigen Text sichtbar zu machen. Bei 20kb/sec ist das eine wahrliche Leistung. Für uns im Alltag kaum vorstellbar, für die Menschen hier in Iran der Alltag.

N33°18’52.8“ E053°42’29.7“

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Kupferkessel aus Isfahan / Pott of copper from Isfahan

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Kupferkessel aus Isfahan / Pott of copper from Isfahan

28.02.2015 Iran / Varzaneh / N32°19’48.3“ E052°40’40.0“

 

Unbeschadet durch das Gewirr des Verkehrs in Isfahan zu gelangen ist nicht ganz einfach. Zumal mit einem Gefährt unserer Größe. Die Fahrzeugdichte ist so hoch, dass es Regelungen für deren Nutzung gibt. Jeweils abwechselnd dürfen an einem Tag Fahrzeuge mit einer geraden letzten Ziffer auf dem Nummernschild fahren und am anderen Tag die mit einer ungeraden Ziffer. Auf diese Art versucht man in Isfahan dem Problem ein wenig entgegen zu wirken.

 

Wir sind einerseits traurig, diese wunderschöne Stadt hinter uns zu lassen, andererseits froh, dem Trubel den Rücken zu kehren und schauen entspannt um uns, als wir die Landstraße erreichen. Wenige Kilometer hinter Isfahan finden wir uns in einer flachen, sandigen Ebene wider, die unterbrochen wird von Dörfern, deren flache Häuser im gleichen hellgelben Farbton der gebrannten Lehmziegeln gehalten sind wie die Landschaft drum herum. Immer wieder fahren wir an alten Kuppelbauten aus getrocknetem Lehm vorbei, welche uns ganz eindrücklich vermitteln, wie hier die vergangenen Zeiten in das Heute hinein ragen. Es wird kein ‚Tamtam’ darum gemacht, wenn da ein historischer Windturm steht. Es sind viereckige Türme, die im oberen Drittel an allen vier Seiten Luftlamellen aus Stein tragen. So kann der Wind aus allen Richtungen kommen und kühlt auf diese Weise das darunter liegende Haus.

 

Liebevoll kümmern sich ein paar Kilometer weiter zwei Männer um den Erhalt einer alten Karawanserei mit angrenzender Moschee. Es sieht hier aus, als ob jeden Moment der „kleine Muck“ um die Ecke geflitzt kommt, so märchenhaft wirkt der gelbe Stein und das aus Lehmziegeln gemauerte Minarett auf mich.

 

Und dann sehen wir sie vor uns, die Dünen. Unsere Herzen schlagen höher als wir von Sand umringt zum Stehen kommen. Da können wir nicht anders, als dem Kitsch folgen. Wir setzen uns auf den Kamm einer Sicheldüne, halten jeder ein Glas voll .... in der Hand (hahaha) und schauen der Sonne zu, wie sie sich im Sand zur Ruhe begibt.

 

Nun hat unser Kupferkessel aus Isfahan seinen ersten Auftritt im Feuer. Wir kauften ihn bei einem der meisterlichen Handwerker. Es scheint uns als führen wir nun ein Stück großartiger Geschichte mit uns. Der Tee aus diesem besonders erhitzten Wasser transportiert absolut diese Note!

N32°19’48.3“ E052°40’40.0“

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Kunderbuntes Leben / Colorful life

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Kunderbuntes Leben / colorful life

27.02.2015 Iran / Isfahan / N32°38’31.9“ E051°38’33.5“

 

Unser Magen hat kaum all die Speisen der Hochzeit verdaut, da wartet bereits die nächste Köstlichkeit auf uns. „Beryani“ ist DAS Traditionsessen Isfahans, welches es nur in dieser Stadt gibt. Geduldig stellen wir uns mit all den anderen in die Schlange der Wartenden und sind gespannt was kommt. Zu live-Musik wird uns später in Brot verpacktes, als Fladen gebratenes, feingehäckseltes Lammfleisch und feingehackte Niere serviert. Um zu Essen reißt man ein Stück Brot ab und greift damit das Fleisch. Das Brot hat damit die Funktion des warm Haltens und dient gleichzeitig als ‚Gabel’. Das ist in Iran die übliche Art des Speisens. „Beryani“ ist echt lecker, doch mein Magen streikt am Ende da es sich hier um eine recht fettige Angelegenheit handelt. Doch wir freuen uns, dass Mostafa und Ali diesen Geheimtipp ab jetzt mit uns teilen. Zur Verdauung laufen wir entlang der Khaju-Brücke. Sie wurde 1650 erbaut, hat 23 Bögen, ist 132 Meter lang und 12 Meter breit. Die Brücke hat zugleich eine Damm- und Schleusen-Funktion und ist in meinen Augen vor allem ein wundervoller Platz um sich zu treffen. Es ist Freitag, als der „Sonntag“ in Iran. Und so kommt es mir vor, als bewege ich mich leibhaftig durch Goethes Gedicht „ Der Osterspaziergang“: „...Überall regt sich Bildung und Streben, alles will sie mit Farbe beleben, doch an Blumen fehlts im Revier. Sie nimmt geputzte Menschen dafür...“. Die wärmende Sonne scheint heute alle nach draußen zu rufen, um zu sitzen, zu laufen, zu rennen, zu erzählen und vor allem zu singen. Noch nie habe ich es erlebt, dass Männer einfach an Brückenpfeiler gelehnt da stehen und, mit Gänsehaut erzeugenden Stimmen, Lieder singen, mal im Duett mal Solo. Die Brücke dient dabei als einzigartiger Resonanzkörper.

 

Das Spiel mit dem Wasser ist leider nicht ganz natürlich. So wurden in einem Staudamm extra die Schleusen geöffnet, um zum anstehenden Neujahrsfest am 21. März alles schön und lebendig aussehen zu lassen auch wenn der sehnsüchtig erwartete Regen ausbleibt.

 

Noch einen Tee im „Abbasi Hotel“ welches im 18. Jahrhundert eine königliche Karawanserei war und auf geht es zur abendlichen Kochaktion. Saeedeh und Afrouz haben sich eine ganze Palette an Gerichten ausgedacht, die sie mit uns kochen wollen. Es soll heute geben: „Tahchin Ghalebi“, „Polo Albaluo“, „Koukou Sabzi“ und „Kashke Bademjan“. Was für klangvolle Namen! Die Speisen, die sich dahinter verbergen lasse ich nach wie vor mein Geheimnis sein. Auf jeden Fall ist der Ruf, dass wir gemeinsam kochen wollen, weithin gehört worden und so erleben wir erneut ein spontanes Familientreffen, zu dem selbst das Hochzeitspaar der vergangenen Nacht kommt. Wir selbst fühlen uns, als gehören wir bereits ein Stück weit dazu. Und so fällt unsere Verabschiedung in dieser Nacht sehr herzlich aus. Es ist, als verabschieden wir uns von lang vertrauten Freunden, als alle winkend an unserem Leo stehen.

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Hochzeit auf Persisch / Persian wedding

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Hochzeit auf Persisch / Persian wedding

 26.02.2015 Iran / Isfahan / N32°38’31.9“ E051°38’33.5“

 

In Iran Gläser aufzutreiben, die einem Weinglas ähneln ist gar nicht so einfach. Doch Teegläser gefüllt mit Cola tun es auch... Eine Kerze zaubern unsere Gastgeber auch noch hervor und fertig ist die mitternächtliche Geburtstagszeremonie für Sten. Mich überrascht, dass das Lied „Happy Birthday“ auch in einer persischen Version existiert und so singen und tanzen wir alle gemeinsam für Sten, der heute 53 Jahre alt wird. Geburtstag in Iran, ich glaube das vergessen wir nicht in unserem ganzen Leben!

 

Und so springen wir in den Tag, der nach ein paar Stunden Schlaf gleich mit einem Besucher im Leo weiter geht. Es ist Paiman. Er hatte einen Tag zuvor unseren Leo gesehen mit unserer Internetadresse darauf. So flatterte einen Abend zuvor eine Email bei uns ein, in der er uns schrieb, dass er Deutsch lernt, um in Deutschland zu studieren und uns unbedingt treffen möchte. Also klopft es um 9 Uhr an unsere Tür und die Geburtstagsfeier geht weiter. Mit Tee, einer Mückenkerze und unserem restlichen Weihnachtsstollen, der es bis hierher geschafft hat.

 

Deutschland ist für viele junge Iraner DAS Sehnsuchtsland. Alle kennen den tollen deutschen Fußball, alle kennen Miro Klose.

 

Wir gehen gemeinsam zu einer der 33 Brücken, die Isfahan aufzuweisen hat. Die Steinbrücke ist rund 500 Jahre alt doch in ihrer zeitlosen gelungenen Architektur wirkt sie auf uns absolut modern.

 

Paiman führt uns später zu seinem Vater, der auf dem Basar ein Juweliergeschäft betreibt und die Wüste ebenso liebt wie wir. Sein Laden läuft gut, wie er uns erzählt, da in Iran der Handel mit Gold zum Alltag gehört. Keine Hochzeit kommt ohne Goldgeschenke aus. Jeder zweite Gast schenkt Goldmünzen oder Goldschmuck. Und geheiratet wird viel. Denn es ist die einzige Möglichkeit, um in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen und zusammen zu leben.

 

Eine Verabredung löst die nächste ab. So wünschen wir Paiman viel Glück, dass es mit seinem Visum für ein Studium in Deutschland klappt und treffen Ali, den Sohn unserer Gastfamilie hier in Isfahan.

 

Die schwingenden Moscheetürme, die durch Resonanz miteinander bewegt werden können und Weltkulturerbe sind, wie überhaupt ganz Isfahan von der UNESCO als solches eingestuft wurde. Ein Leben in Isfahan ist ein Leben in einem großen Freiluftmuseum. Und so liegt in unmittelbarer Nähe der Feuerberg. Es ist eine natürliche Erhebung am Stadtrand mit einem Turm aus Lehm auf dem Gipfel. In diesem Turm wurde zu früheren Zeiten ein großes Feuer entfacht, wenn von weitem kriegerische Truppen im Anmarsch waren. Auf die Art war die Stadt gewarnt und die Menschen konnten sich schützen.

 

Langsam kommt Unruhe auf. Denn die Zeit rückt voran und damit der Beginn der Hochzeit, zu der wir heute Abend von unserer Gastfamilie eingeladen sind. Es ist die Familie einer lieben Freundin aus Jena. Da sie leider nicht hier sein kann, sind wir sozusagen ihre Vertretung.

 

Es geht los. Oder nein, es geht erst mal gar nicht los. Es hieß, 19 Uhr müssen wir im Hotel sein in welchem gefeiert wird. Doch um 21 Uhr sitzen wir noch immer in der Wohnung und alle wuseln um uns herum, um sich für den Abend zu stylen. Allein das ist für uns so spannend zu sehen, dass uns die Zeit keinesfalls lang wird. Dann setzt sich unsere kleine Gesellschaft in Gang und reiht sich schon gut einhundert Meter vor dem Hotel in die Autoschlange der dreihundert erwarteten Gäste ein. Wir sind also absolut pünktlich und lernen immer wieder, dass Zeitpunkte hier sehr relativ zu sehen sind...

 

Im Auto dürfen wir noch zusammen sitzen. Im Hotel werden dann die Männer von den Frauen getrennt. So finde ich mich also gleich darauf in einem Saal voller Frauen wieder, die tanzen und lachen und dabei immerzu Trällerlaute von sich geben, ähnlich einem Ruf der Indianer.

 

Ich werde hineingezogen in die Traube der Tanzenden und lasse mich darin fallen. Alle scheinen hier zu wissen, dass ich die Deutsche bin. Und so werde ich am laufenden Band gebeten für ein Foto zur Verfügung zu stehen. Ich mache es gern und lerne auf diese Art fast alle der Frauen kennen. Außer dem Bräutigam darf kein Mann den Raum betreten. Oder doch? Ich weiß nicht einmal, ob ich das hier so schreiben darf, weil zusammen feiern im öffentlichen Raum verboten ist. Auf jeden Fall finden es die Männer in ihrem Saal irgendwann zu langweilig, wie mir Sten erzählt und so kommen sie urplötzlich zu den Frauen. Denn hier ist es bunt, hier ist es lustig, hier wird gefeiert! Die Aufregung ist plötzlich groß wie im Ferienlager als damals die Jungs und Mädchen zum ersten Mal zusammen auf der Disco tanzen durften. Ein Gekreische und Gekicher und Getuschel.

 

Tanzen tun hier alle, die Männer fast noch begeisterter als die Frauen. Hochzeit auf Persisch ist ein großes Tanzfest. Die Zeremonie des Ringe Tauschens findet bereits ein Jahr zuvor statt. Sozusagen als Verlobung. Doch zusammen ziehen darf man zu dem Zeitpunkt noch nicht.

 

Nach stundenlangem Tanzen und Essen und Tanzen geht’s dann weiter in ein privates Haus. Dort wird weiter getanzt und das Geschenk eines jeden Gastes wird benannt. Das läuft so ab. Alle tanzen, dann wird es ruhig, ein Name wird verlesen und der Geldbetrag genannt oder die Menge des Goldes, welche geschenkt wurden. Dann kommt der Gast in die Mitte, tanzt allein und der nächste Name und Betrag wird in die Runde gerufen.

 

Inzwischen ist es zwei Uhr am Morgen doch die Party geht weiter. Der ganze Zug der Feiernden begibt sich nun in die vollkommen neu eingerichtete Wohnung des Hochzeitspaares. Es ist Aufgabe der Eltern der Braut die komplette Wohnung einzurichten, samt einem gefüllten Kühlschrank für eine Woche.

 

Als wir die Wohnung betreten stehen sämtliche Schranktüren offen und alle Gäste begutachten den Inhalt auf das Genaueste. Vom Schlafzimmer bin ich beeindruckt! Es sieht aus, wie in einem Märchenschloss. Vor dem Bett liegen geschmückte Gebetsteppiche. Sie sind wichtig. Denn vor der ersten gemeinsamen Nacht wird gebetet.

 

Kurz vor vier Uhr am Morgen finden wir uns im Leo wieder und können kaum glauben was wir in den letzten Stunden erlebt haben. Ein Auffahrunfall, wegen der aufgeregten Hochzeitsgäste und ein Familiendrama wegen einer nicht offiziell angenommenen Freundin sind da nur noch würzende Randerscheinungen. Was für ein Fest! Was für ein Geburtstagsgeschenk für Sten...mit mehr als 300 Gästen.

 

Wir möchten es nicht versäumen, an dieser Stelle allen zu danken, die Sten zum Geburtstag gratuliert haben. Ich schreibe das hier, da in Iran Facebook und Co verboten sind und wir somit darauf keinen Zugriff haben.

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Der Mann mit der Mundharmonika / The man with the harmonica

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Der Mann mit der Mundharmonika / The man with the harmonica

25.02.2015 Iran / Isfahan / N32°38’31.9“ E051°38’33.5“

 

Isfahan. Der Name dieser Stadt klingt in meinen Ohren schon lange nach „Ganz weit weg“ nach „Da möchte ich einmal im Leben hin“ nach „Eine Welt wie in einem Traum“.

 

Nun sind wir hier! Wir wachen am Morgen in unserem Leo auf der am Ufer des Zayandehrud Flusses steht und stolz ist an so prominenter Stelle zu sein. Die Stadt, die auf 1.575 Metern Höhe liegt, 33 Brücken hat und deren Geschichte weit vor das 6. Jahrhundert v. Chr. reicht sagt uns während unserer Fahrt mit dem Taxi ‚Guten Morgen’. Vorbei an mehreren Moscheen endet unsere Fahrt vor dem Chehel-Sotun-Palast. Er stammt aus dem Jahr 1647 und ist durch seine Zedernholzkonstruktion etwas ganz Eigenes. Noch nie zuvor sah ich so alte Holzsäulen, die an ihrer Standfestigkeit nichts eingebüßt zu haben scheinen. Neben der Architektur sind es auch heute die Menschen, die für mich den Reiz des Tages ausmachen. Uns begegnen über den ganzen Tag hinweg Gruppen von kleinen Mädchen oder jungen Frauen. Schule läuft hier in Iran auch nach Geschlechtern getrennt. Und so sind es immer große bunte oder schwarze Trauben an Mädchen, die lachend auf uns zukommen oder sich amüsiert wegdrehen. Auf jeden Fall sind es fröhliche Begegnungen. Wir lassen uns erzählen, dass so viel gezeigte Lebensfreude eigentlich nicht gewollt ist, doch uns als Ausländern gegenüber überwiegt das Bedürfnis, das Land und seine Menschen offen und lebendig zu zeigen. Da drücken die Leiterinnen der Gruppen schon mal beide Augen zu. Die Mädchen tragen jeweils einheitliche Schulkleidung, was die Verhüllung ihrer Haare betrifft. Einmal sehe ich auch, wie 10 Mädchen ihre schwarzen Umhänge ablegen, um ein Foto vor dem Palast zu machen. Unter der schwarzen Kleidung kommen farbenfrohe Kurzmäntel zum Vorschein wie sie auch bei uns in Deutschland getragen werden. Ich stehe vor diesem Bild der Verwandlung und kann es schwer verstehen. Denn eines muss ich sagen. Wenn eine Gruppe von schwarz gekleideten Mädchen auf mich zu kommt macht es auf mich einen eher bedrückenden, ernsten Eindruck. Inzwischen weiß ich nun aber, dass darunter modisch gekleidete junge Frauen stecken, die ihr Aussehen und ihre Individualität in der Öffentlichkeit verbergen.    

 

Unser Weg führt uns weiter zum Basar. Mit 11 Kilometern überdachter Gänge ist er einer der längsten Basare dieser Bauart überhaupt. Mustafa führt uns vertraut durch das Labyrinth. Es ist seine Heimatstadt, doch er lebt in Köln und ist heute selbst Gast in Isfahan. Seine Sprachkenntnisse helfen uns in jedem Fall weiter, als es ums Feilschen in der Kupferabteilung geht. In Zukunft werden wir unser Wasser auf der Tour in einem Kupferkessel aus Isfahan auf dem Feuer erhitzen. Ich liebe es, Dinge zu gebrauchen, die ihre ganz eigene Herkunft in sich tragen. An die ich mich erinnern kann, wenn wir selbst schon wieder ganz woanders sind.

 

Den Handwerkern zuzuschauen, wie sie in absoluter Fingerfertigkeit die Kupfergefäße bearbeiten, lässt meine Ehrfurcht anwachsen. Nach so viel Gehämmer und Geklopfe sind wir hungrig geworden. Und so führt uns Mustafa zu einem seiner ältesten Freunde in der Stadt in ein Restaurant. Er begrüßt uns gleich mit einem Stück auf seiner Mundharmonika. Dabei tanzen seine wachen wunderschönen Augen munter durch die Luft. Er spielt uns die Melodien der Seidenstraße und mir wird ganz warm um mein Herz.

 

Mit diesen Klängen im Ohr betreten wir den Imam-Platz. Er wird „Abbild der Welt“ genannt, stammt aus dem Jahr 1602 und ist nach dem Tiananmen-Platz in Peking der zweitgrößte der Welt. Wir selbst nehmen auf ihm die Größe von Spatzen an. So gewaltig wirkt seine Präsenz. Unterstrichen wird dieser Eindruck von der angrenzenden Imam-Moschee, die in ihrer Kuppelmitte ein siebenfaches Echo erzeugt.

 

Der Abend bekommt noch einmal eine ganz eigene Färbung. Sind wir doch bei Mustafas Familie eingeladen, mit der wir morgen zu einer Hochzeit gehen. Nun haben wir das Problem, ausschließlich praktische Outdoor Kleidung mit uns zu führen. Eine Hochzeitsfeier fragt aber nach anderen Stylings. Und so ist die ganze Familie bemüht, uns ein wenig passender zu kleiden. Wir haben so viel Spaß bei der Verkleidungsaktion, so dass der Abend auch heute schnell wieder zur Nacht wird. 

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Zeit der Lämmer

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Zeit der Lämmer

 24.02.2015 Iran / Isfahan / N32°38’31.9“ E051°38’33.5“

 

Unser Schlaf bei der Räuberburg ist heute besonders fest. Liegt es nun am Spuk der Räuberseelen oder an der unbeschreiblichen Stille die hier draußen herrscht? Wir genießen die Ruhe einfach und finden es genial, dass ein so wundervolles Bauwerk, wie diese Räuberburg, so ganz unbehelligt von jeder Restauration oder einem Besucherstrom hier in der Wüste über all die Jahre stehen kann. Die Natürlichkeit und Unberührtheit mit der die Ruine uns ihre Geschichten erzählt, zieht uns in ihren Bann. Wir sind dankbar, dass uns Annette aus Teheran diesen Tipp gab, der sonst nirgends nachzulesen ist.

 

Die Stunden verstreichen im Ziehen der Sonne. Ein Hirte mit seinen Schafen und Ziegen kommt vorbei und die Schatten an der Burg verschieben sich ganz langsam. Das war es auch schon. Mehr muss hier draußen nicht sein und doch ist es ein „Alles“. Wir ruhen aus von der Menge der Erlebnisse, die andernorts immerzu auf uns einströmen. Da macht es uns Freude, einfach den Tieren zuzuschauen, wie sie sich gierig auf die Rinde unseres Feuerholzes stürzen. Ach ja, Feuerholz... Es ist das gute abgelagerte Holz eines Granatapfelbaumes, welches uns Javad in Saveh schenkte. So sitzen wir am Abend am Feuer und finden es sehr bemerkenswert kein Kiefern- oder Buchenholz zu verbrennen sondern uns von Javads Granatapfelholz wärmen zu lassen... Es ist, als sei es eine andere Form der Wärme...

 

Zurück zu den Tieren. Die Lämmer erinnern mich daran, dass die Wochen voran schreiten, der Februar nun fast seinen Dienst geleistet hat und der Monat März sich schon mal in Startposition begibt. Wären wir unserem ursprünglichen Plan gefolgt, so würden wir jetzt die letzten Tage vor unserer Abreise erleben. Um jedoch jahreszeitlich passend in der Mongolei sein zu können, hatten wir einige Zeit vor unserem Reisebeginn kurzerhand beschlossen, bereits im Dezember statt Anfang März zu starten. Ich kann mir nun nicht mehr vorstellen, jetzt erst mit unserer Reise zu beginnen, so weit haben wir uns nun an den Umstand des Unterwegsseins gewöhnt. Für diesen zeitigen Reisebeginn spricht auch, dass wir an allen Plätzen, die sonst von Menschen bevölkert werden, immer vollkommen für uns waren. Vor allem in der Türkei ist uns das zu Gute gekommen. Natürlich warte ich als Licht und Wärme liebender Mensch sehnsüchtig auf den Frühling. So übe ich mich Tag für Tag in der Vorfreude und genieße bis dahin jeden Sonnenstrahl, der ein wenig Wärme bringt, falls der Wind einmal nachlässt.

 

Nach der Ruhe kommt der Sturm. Der Sturm ist in unserem Fall Isfahan. Nachdem wir den Film „Der Medicus“ im vergangenen Herbst gesehen hatten stellten wir uns eine Stadt noch ganz im Stile der Lehmbauten Architektur vor. Dem ist nicht ganz so... Eine große, turbulente, moderne, vom Autoverkehr geplagte 2 Millionen Einwohner zählende Stadt öffnet ihre Pforten für uns. Ich bin gespannt, welches Gesicht uns Isfahan zeigen wird.

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Beschützt von 2.000 Räubern

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Beschützt von 2.000 Räubern

23.02.2015 Iran / Burg Karshahi / Matin Abod / N33°55’55.7“ E052°06’34.8“

 

Vor hunderten von Jahren war Qaleh Karshahi ein gefürchteter Ort, der damals jedoch als unauffindbar galt. Die aus Lehm gebaute Burg, Zufluchtsort für 2.000 berittene Räuber, liegt tief und fast unsichtbar in der Wüste. Und so wird sich die Geschichte erzählt, dass die Räuber großräumig ihr Unwesen trieben, um kurz darauf spurlos zu verschwinden. Heute weiß man im letzten Dorf vor der Wüste wo die Burg liegt. Doch fürchten sich die Bewohner vor dem Spuk in der Nacht und vermeiden es deshalb, nach Einbruch der Dunkelheit in ihre Nähe zu kommen. Ein Mann aus dem Dorf führt uns kurz vor Sonnenuntergang auf seinem Mofa die ersten Kilometer, weißt uns dann mit weiter Geste die Richtung, um im nächsten Augenblick selbst schnell umzudrehen, um dem Dorf wieder entgegen zu fahren. Er tut es, nicht ohne uns noch einmal darauf hinzuweisen, dass es im Dorf ein gutes Camp gibt. Doch uns treibt es voran und so erreichen wir mit dem allerletzten Sonnenstrahl die Burg. Wir müssen uns kneifen, um zu begreifen, dass wir tatsächlich selbst vor diesem Traum an Bauwerk stehen. Was hält diese Staubkörner seit so vielen Jahren beieinander? In dieser Form, in dieser Klarheit, Einfachheit und Würde? Es ist ein Laufen wie durch ein Märchen oder die Filmkulisse zum Film „Der Medicus“.

 

Wir machen ein Feuer und bitten die Räuber, doch näher zu treten. Ob ihrer Geister gekommen sind, kann ich nicht genau sagen. Auf jeden Fall faucht der Wind gewaltig um die Ecken. Wir lassen uns davon nicht schrecken und beschließen, heute im Schutz der Burg zu schlafen. ...Auf diese Nacht bin ich gespannt...

 

Am Tag sind wir heute durch den Fin-Garten in Kashan gelaufen. Es ist der Boden des ältesten Gartengeländes des Iran. Denn seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. spricht man hier von einem Garten. Wir genießen das Grün über unseren Köpfen und können uns den Labsal vorstellen, den dieser Schatten im Sommer bedeutet. Wir suchen heute lieber noch die Sonnenflecken, um uns aufzuwärmen. Die Sonne gibt sich wirklich alle Mühe, doch die permanente Höhe um die 1.700 Meter schickt unentwegt kalten Wind. Und so fühlen sich die +6 Grad Celsius gern kühler an.

 

Bevor wir uns aufmachen zur Wüste Dasht-e Kavir gönnen wir uns noch ein gemütliches Essen auf den Holzpritschen die im Freien auf dem Gehweg stehen und mit Teppichen belegt sind. Wir sitzen im Schneidersitz darauf und essen vom Grillspieß Fleisch und Tomaten. Dabei zieht man mit dem Fladenbrot Stück für Stück vom Spieß tunkt das Ganze in Knoblauch-Joghurt und lässt es im Mund verschwinden. Vieles wird hier einfach mit den Fingern gegessen. Messer gibt es gar nicht und Löffel zum Tee auch nicht. Die Iraner legen sich den Zucker auf die Zunge und lassen den Tee drum herum spülen. Ist mal lustig für uns auszuprobieren, doch auf Dauer freut sich wohl lediglich der Zahnarzt...

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Iran – Im Jahr 1393

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Iran – Im Jahr 1393

22.02.2015 Iran / Wüste Maranjab / N34°19’35.1“ E051°57’13.3“

 

Mein Gaumen schlägt gerade Purzelbäume vor Vergnügen. Esse ich doch beim Schreiben getrocknetes Obst aller Art wie Bananen, Mangos, Limonen, Kiwis, Orangen, Birnen und Äpfel. Die gibt es hier hauchdünn geschnitten und an der Luft getrocknet. Genau mein Ding!

 

Heute ist es wieder da. Dieses Gefühl der inneren Ruhe und Erfülltheit. So oft wir früher in die Wüste reisten, es war immer das gleiche Empfinden. Und auch diesmal hat es sich eingestellt. Irgendwie ist das mein Ort, ist es unser Ort, die Wüste. Dieser große offene Raum der vollkommenen Stille und Weite. Diese Klarheit der Farben und Formen. Diese Bedrohlichkeit des Lebensunwirtlichen. Und mittendrin wir in aller Kleinheit und Größe. Die Wüste Maranjab liegt in Nachbarschaft mit dem 50 x 45 km großen Salzsee „Daryach-e Namak“. Und so begegnen wir auf der Piste in der Wüste heute immer wieder Lastern die Salz vom See geladen haben. Streckenweise sieht die verkrustete Piste wie verschneit aus.

 

Nach 50 km Fahrt erreichen wir eine Karawanserei. Als wir sie betreten fühle ich mich in die Zeiten der großen Karawanen zurück versetzt. Ob es damals schon Salz war, welches die Kamele geladen hatten? Oder trugen sie Teppiche, Textilien, glasierten Fliesen und das Rosenwasser, für welches die ca. 70 km entfernte Stadt Kashan schon im Mittelalter bekannt war? 1381 wurde die Karawanserei restauriert. Das liegt jetzt also genau 12 Jahre zurück. Leben die Menschen doch hier im Iran laut ihrem Kalender momentan im Jahr 1393. Am 21. März ist dann Jahreswechsel hin zu 1394. Auch ihr Kalenderjahr hat 12 Monate und 365 Tage. Doch die Rechnung begann 622 n. Chr.

 

Es ist eine Art Zeitreise in mehrfacher Hinsicht, die wir derzeit erfahren. Zu sagen: ‚wir schreiben heute das Jahr 1393’ gibt all dem, was wir gerade erleben eine ganz spezielle Note und macht einmal mehr deutlich, wie einmalig es für uns ist, momentan hier im Iran zu sein. Da tut es gut, am Ende des Tages einfach mal im Sand zu sitzen und auf die Dünen zu schauen.

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Die Wüste ruft

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Die Wüste ruft

 21.02.2015 Iran / Kashan / N34°09’04.0“ E051°29’28.9“

 

Unterwegs, um Besorgungen zu machen. Das ist unser heutiger Vormittag. Frische Datteln für die Fahrt, ein ganz spezielles Mus aus Sesam, welches mit Fruchtsirup vermengt wird und Sten so gut schmeckt, Buchschlösser Made in Iran, eine Strohbesen für den Leo. Dann sind wir zum Essen im Café von gestern Abend eingeladen. Eines der Mädchen hatte spontan die Idee für uns zu kochen. 13 Uhr sind wir da, obwohl wir für 12 Uhr verabredet waren. Ich frage mich, ob nun alle schon seit einer Stunde warten. Doch Javad erklärt mir, dass das mit der Zeit hier ganz anders läuft. Man lässt im Iran generell warten und drückt damit seinen Stand aus. Zum anderen ist Pünktlichkeit hier einfach kein Thema. Man kommt wenn es passt. Es sind dann nie alle zusammen, und gemeinsam mit irgendetwas beginnen geht auch nicht, doch das macht nichts. Ich finde es spannend, durch den Alltag den wir hier mitbekommen, ein Stück der Kultur zu erleben. Genau so überrascht war ich als ich hörte, dass es in Farsi das Wort „Danke“ nicht wirklich gibt. Die Philosophie dahinter ist, dass es selbstverständlich ist dem anderen Gutes zu tun. Derjenige reagiert deshalb nicht mit Dankesworten.

 

So langsam begreife ich nun auch, dass das Vermeiden des Blickkontaktes und des Handgebens Frauen gegenüber mit Achtung zu tun hat. Es ist zu unserer Kultur komplett entgegen gesetzt. Bei uns ist es unhöflich, dem anderen nicht in die Augen zu schauen und nicht aufeinander zuzugehen, um sich die Hand zu geben. Wir empfinden das dann als Missachtung. Im Iran drückt sich im Unterlassen dessen die Hochachtung der Autonomie dieser Person gegenüber aus. Frauen untereinander begrüßen und verabschieden sich innig, doch ein Mann hält sich einer Frau gegenüber im öffentlichen Raum komplett zurück. Begrüßungen in den Wohnungen sind dann wiederum den unsrigen sehr ähnlich.

Für Monika, Javad, Sten und mich geht es nun leider um den Abschied. Wir haben eine herrliche Zeit miteinander verbracht und fühlen uns, als kennen wir uns schon ewig. Wir hatten viele schöne Momente und tief gehende Gespräche miteinander, die uns im Gedächtnis bleiben. Wie Javad sagte: „Man sollte viele gute Dinge erleben, um sich später beim Erinnern daran zu erfreuen.“ Monika wird sicher nach unserem Gehen ihre Textarbeit für den deutschen Teil des Teheraner Radiosenders wieder aufgenommen haben. Der Sender strahlt auf Kurzwelle bis nach Deutschland aus und hat auch einen Hörer in Gera. Javad wollte zu seiner Oliven- und Granatapfel-Plantage fahren. Dort warten die Enten, Gänse, Hunde, Bäume, die Werkstatt und das weite, weite Land auf ihn.

 

Uns zieht es nun weiter. Die Wüste ist unser Ziel. Und so fahren wir vorbei an sandfarbenen Orten, in denen die Häuser aus Stampflehm und Lehmziegeln alle eine sehr kubische Form haben. Aufgebrochen wird diese Kantigkeit von den runden Kuppeln der Moscheen. Als die Sonne untergeht, biegen wir auf die Piste Richtung Dünen ein. Und so erlebt unser Leo nun zum ersten Mal wie es ist in der Wüste zu stehen. Still, unter einem riesengroßen weiten Himmel und einer unendlich scheinenden Sandebene.

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Auf Jeden Topf passt ein Löffel

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Auf jeden Topf passt ein Löffel

20.02.2015 Iran / Saveh / N35°01’21.7“ E050°21’20.3“

 

Unser Löffel hat heute zwar nicht seinen zweiten getroffen, um „Löffelchen“ zu machen, jedoch einen Topf mit Deckel, der ihm größenmäßig ebenwürdig ist. So ist ihm seine Freude geradezu anzusehen...

 

Wieder aus dem Topf ausgestiegen, nehmen uns Monika und Javad mit zu ihrer Oliven- und Granatapfel- Plantage. Sie liegt 20 Kilometer außerhalb von Saveh im völlig freien Land. An den nahen Berghängen verhaken sich heute sogar ein paar Wolken, so dass der eine oder andere Regentropfen zu Boden fällt. Wasser ist hier das große Thema. Wird es in diesem Jahr genug davon geben? Wir drücken fest die Daumen. Denn uns bewegt, mit wie viel Energie und Optimismus Monika und Javad das Vorhaben ihrer Plantage angehen. Javad hat an so vielen Stellen raffinierte technische Lösungen gefunden zum Beispiel zur Reinigung des Wassers oder zur Tröpfchen Bewässerung der Bäume. Ach ja Bäume... Granatapfel-„Bäume“ hatte ich mir bisher stabil und fest vorgestellt, bei diesen majestätisch großen Früchten. Doch es sind eher Sträucher mit dünnen langen Ästen, an denen die Granatäpfel wachsen. Unser Leo hat ebenfalls Durst. Er musste sich gestern sehr gedulden, da es an keiner der Tankstellen an der Autobahn Diesel gab. Überall standen LKWs in Warteschlange und harrten der nächsten Lieferung. Wir haben heute an der zweiten Tankstelle mehr Glück. Es gibt Diesel, doch trotzdem wird lange diskutiert. Das Thema ist, ob wir auf die staatlich gestützte Tankkarte (die wir nicht haben) für 10 Cent oder ohne Tankkarte für 20 Cent pro Liter tanken. Mit einer guten Einigung auf den Kompromiss von 15 Cent fließt der Diesel dann. Eine Wassertankstelle, zu der die Menschen mit ihren Kanistern kommen, gibt es auch und so füllen wir unseren Tank gleich mit auf. Ich finde es spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Orte sind, an denen wir im Laufe der Wochen zu frischem Wasser kommen.

 

Zum Abend gönnen wir uns noch einen Besuch in dem neu eröffneten Café eines Neffen von Javad. Wir hatten ihm gestern versprochen zu kommen. Also steigen wir hinab in den gemütlichen Keller und werden mit Kakao, Tee und Gebäck verwöhnt. Einige Freunde sind gekommen und eine Gitarre ist nach wenigen Minuten auch zur Stelle. Spontan gibt es Musik. Blitzschnell ist nun aus der etwas verhaltenen Stimmung am Anfang eine lustige Runde geworden. Dann werden die Tische zur Seite gestellt und alle rutschen zusammen. Sie haben noch ein paar Fragen an uns, übersetzt uns Javad. Und so antworten wir auf alles, was wir gefragt werden: Welchen Ruf der Iran in Deutschland hat. Was die gleichaltrigen Jugendlichen machen. Ob man bei uns zum Militär gehen muss. Wie selbstständig die Jugend bei uns ist....

 

Alle hören gespannt zu, sind aufmerksam und nachdenklich. Es macht mir Freude, jeden einzelnen zu beobachten. Sie haben alle so wundervoll offenen Gesichter. Zum Abschied werden wir für morgen zum Mittag eingeladen. Dann fahren wir mit Javad durch den Regen, der so gut für seine Baumplantage ist.

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Inmitten der Großfamilie

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Inmitten der Großfamilie

19.02.2015 Iran / Saveh / N35°01’21.7“ E050°21’20.3“

 

Weiter geht es. Der Motor vom Leo freut sich heute wieder gebraucht zu werden. Fünf Tage und Nächte in Teheran sind vorbei und vergangen wie im Flug. Immer wieder haben wir dieses Empfinden des heimisch fühlen und dann heißt es wieder weiter ziehen. Von Begegnung zu Begegnung, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Da sind wir froh uns selbst als stabilen Kern zu haben. Unser Ziel ist heute Saveh. Nur 150 Kilometer südlich von Teheran, in der iranischen Hochebene gelegen. Gleich nach Teheran wird alles um uns herum ganz flach. Weites sandiges Land, so weit wir schauen. Saveh selbst war früher eine wichtige Stadt an der Seidenstraße. Hier kreuzten sich die Wege der Karawanen. Die Stadt ist bekannt für ihre Lehmbauten. Doch leider ist nur noch wenig davon zu sehen.

 

Wir treffen Monika. Per email und Telefon stehen wir schon seit einer Weile in Kontakt miteinander, nun stehen wir vor ihrer Tür. Monika ist Deutsche und kommt aus der Nähe von Fulda. Seit über 20 Jahren lebt sie mit ihrem Mann Javad und Sohn im Iran. Sie gibt uns als Muslimin die Chance, einmal näher an ihre Religion heran zu kommen. So nimmt sie uns mit auf den Friedhof, wie man es an jedem Donnerstag tut. Friedhof heißt hier nicht aufgestellte Grabsteine mit Blumenbeeten. Der Friedhof hier ist ein großer Platz auf dem Grabplatte an Grabplatte liegen. Es ist der Boden, auf dem wir laufen. Unter den Grabplatten liegen die Verstorbenen. Nach einem Waschungsritual werden sie in Tücher gewickelt und begraben. Meist liegen mehrere Grabkammern in Schichten übereinander. Die Atmosphäre auf dem Friedhof strahlt zur gleichen Zeit etwas Lautes und Leises aus. Laut, von den Lautsprechergebeten und all den Menschen, die sich hier versammeln. Und leise, wenn ich sehe, wie auf den Grabplatten ihrer Angehörigen die Betenden sitzen, hocken, stehen und dabei ganz in sich zurück gezogen wirken. Mich überkommt ein Gefühl der Ehrfurcht in diesem besonderen Moment. Als die Sonne unter geht kommen wir zurück und vor dem Haus stehen bereits die ersten Gäste. Ein Teil der Familie ist heute Abend zum Essen eingeladen weil wir zu Besuch sind. So erleben wir zum ersten Mal wie das Leben in einer für uns großen iranischen Familie abläuft. Es ist wie in einem Theaterstück. Nach und nach kommen neue Akteure auf die Bühne. Jeder hat seinen Auftritt und spielt dann seine Rolle. Die Frauen kochen mit, die Männer sitzen zusammen und reden, die Kinder huschen lachend drum herum. Ich bin dankbar, als ich kurz vor Mitternacht auf weichen Teppichen auf dem Boden sitze. Um mich herum die Familie. Vor mir meinen Teller voller Köstlichkeiten die mitgebracht oder heute Abend zubereitet wurden. Amüsiert bemerke ich, dass der Fernseher den ganzen Abend mit zur Unterhaltung beiträgt.

 

Gegen ein Uhr am Morgen wird es ruhiger. Nach und nach verabschieden sich die Gäste und wir sitzen noch ein wenig mit Monika und Javad zusammen, um zu erzählen. Die zwei haben eine Plantage mit Oliven- und Granatapfelbäumen. Wir reden von vergangenen langen Reisen der beiden durch Pakistan bis nach Nepal. Dann winkt mich Monika zu sich. Sie gibt mir die Möglichkeit, bei einer rituellen Gebetswaschung und ihrem anschließenden Gebet dabei zu sein. Ich bin dankbar für ihr Vertrauen, welches sie mir schenkt und höre mein Herz laut schlagen, als ich so neben ihr sitze und schaue.

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Firefighter in Teheran – Wache Nr. 19

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Firefighter in Teheran – Wache Nr. 19

18.02.2015 Iran / Teheran / N35°45’13.3“ E051°25’28.0“

 

Mir summt der Kopf von der Unglaublichkeit der Begegnungen.

 

22 Tage sind wir noch im Iran. Genug Zeit, um das Land ein Stück weit kennen zu lernen. Es ist immer nur ein Ausschnitt vom Ganzen. Doch wir sind froh hier zu sein, um einen eigenen Eindruck vom Iran zu gewinnen.

 

So ist Annette uns heute eine große Hilfe. Sie lebt seit sieben Jahren mit ihrer Familie im Iran liebt das Land und war schon selbst in fast jedem Winkel. Sie gibt uns Tipps, zeigt uns, wo es besonders schön ist und wie wir dahin gelangen können. Der Tag ist also unsere Vorbereitung für die nächsten drei Wochen. Nun haben wir ein klareres Bild von dem was wir tun werden und sind Annette dafür unendlich dankbar.

 

Als wir die Köpfe wieder von der Landkarte heben ist es bereits dunkel geworden. Nun schnell ein Taxi rufen und dann los, durch die Stadt. „Schnell“ und „los“ sind hier absolut relative Begriffe. Und so werden aus 10 angekündigten Minuten Wartezeit auf das Taxi, schlappe 1,5 Stunden. Uns stört es nicht weiter. Wir haben Freude am hören all der Geschichten vom Leben im Iran. Ich merke, dass ich inzwischen sehr entspannt geworden bin, was den Umgang mit der Zeit angeht. Ich lasse mich fallen und genieße was ist.

 

Und schwuuupps ist es da, das Taxi. Herzliche Verabschiedung nach einem schönen gemeinsamen Tag und auf geht es durch den Dauerstau Teherans.

 

Gerade am Leo angekommen klopft es an unsere Tür. Es sind unsere Nachbarn, die Feuerwehrmänner von der Wache Nr. 19. Die Zahl 19 ist im Iran eine Glückszahl. Schon heute Morgen hatten wir viel Spaß miteinander. Sten bekam eine Jacke von den Feuerwehrmännern geschenkt und alle waren im Leo um Fotos zu machen. Als wir gingen, wurden wir für heute Abend zum Essen eingeladen.

 

Da klopfen sie nun als Zeichen, dass wir bitte kommen mögen.

 

Was sich nun in den nächsten Stunden entwickelt kann nur ein Traum sein. Es gibt ein kleines Feuerwerk, wegen uns werden alle Feuerwehren – deutsche Technik – als Überraschung zum Empfang aktiviert. Die Männer kochen für uns. Extra für diesen besonderen Abend ist ein bekannter iranischer Sänger eingeladen. Er hat eine wunderschöne Stimme und singt aus dem Stehgreif. Er ist sehr aufgeregt, da seine neue CD in 14 Tagen im Iran und den USA veröffentlicht wird. Wir sind sozusagen das Prämieren Publikum und bekommen schon heute ein paar Kostproben des neuen Albums zu hören. Dann sind wir beide dran. Wenn auch zögerlich, so ringen wir uns doch dazu durch und singen „Hoch auf dem gelben Wagen“. Alle sind begeistert von unserem Gesang. Es wird gefilmt, fotografiert, jeder mit jedem und alle in Gruppe. Das zieht sich bis morgens zwei Uhr. Nun liegen wir im Bett unseres Leos. Es regnet auf das Dach und mir geht der Satz durch den Kopf, den ich heute gelesen habe: „Reisen ist tödlich für Vorurteile.“ Ja, genau so empfinde ich es. Ich hatte Vorstellungen vom Iran wenn auch ungenaue. Doch irgendein Bild gab es in meinem Kopf. Zusammen gestückelt aus was weiß ich für Informationen. Tanzen mit iranischen Feuerwehrmännern kam darin definitiv niemals vor.

Karte

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Lachfaltentraining

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Lachfaltentraining

17.02.2015 Iran / Teheran / N35°45’13.3“ E051°25’28.0“

 

Gut bewacht steht unser Leo nun seit einigen Tagen direkt gegenüber vom Eingang des Verteidigungsmuseums. Jeden Morgen und Abend werden wir vom Aufsichtspersonal freundlich gegrüßt. Doch jeder der zu uns will, wird erst einmal aufgehalten und wir müssen dann bestätigen, dass alles seine Richtigkeit hat. Bei so viel Aufmerksamkeit finden wir es gut, uns nun auch einmal das Museum anzuschauen. Ein riesiges Areal, in den Ausmaßen eines Messezentrums liegt vor uns. Aufgereiht stehen hier Panzer, Raketen, Schießstände, Fahrzeuge und so. Selbst ein alter W50 ist dabei. Die Dimensionen und die Art der Präsentation erinnern mich tatsächlich stark an die DDR. Diese „Demonstration der Schlagkraft“ ruft längst vergessen Geglaubtes in mir hervor.

 

Dann zieht es uns doch wieder mehr hin zum bunten Leben. Auch wenn dieses Gewimmel in der Umtriebigkeit eines Ameisenhaufens uns jedes Mal richtig schlaucht, spüren wir hier doch das Pulsieren des Daseins. Immerzu werden wir angehalten, weil uns etwas gezeigt und erklärt wird, oder wir nach unserem Eindruck vom Iran gefragt werden. Den Menschen, die mit uns sprechen, ist es wichtig, dass ein freundliches und positives Bild von ihrem Land nach außen dringt. Sie möchten einladend und gastfreundlich wirken und nicht abschreckend. Und so rühren diese Begegnungen an unseren Herzen.

 

Ab und an ziehen wir uns in einen kleinen Imbissstand zurück, um für ein paar Minuten zur Ruhe zu kommen. Ja, die Menge der Eindrücke und Empfindungen sind so vielfältig und reichhaltig, dass ich abends oft im Bett liege und versuche, das Erlebte für mich irgendwie einzuordnen, um am nächsten Morgen erneut ne große Kelle aus dem Topf der Ereignisse zu schöpfen.

 

Langsam wird es dunkel und wir warten auf Ramin, der uns zum Kochen abholen möchte. Auch heute ist der Verkehr so dicht, dass einige Telefonate von Nöten sind, weil sich die Zeit mehr und mehr zieht. Dieses Leben mit dem Dauerstau stelle ich mir sehr belastend vor. Für uns ist es jetzt eine Episode. Für all diejenigen die hier leben, ist es knallharter Alltag. Immer die Nerven behalten und sich in Geduld üben, wenn um einen herum das blanke Chaos herrscht.

 

Als wir zu Ramin, Zoreh und Sajad kommen, sind wir absolut angetan von dem kleinen Haus im Bauhausstil. Das Haus aus den 60ger Jahren könnte genau so auch bei uns in Deutschland stehen, samt all seiner Inneneinrichtung. Und so fühlen wir uns sofort heimisch und genießen die Vertrautheit. Wir kochen heute vier Gänge unter anderem aus Hähnchenkeulen, weißen Bohnen, Auberginen, Nüssen, Kräutern, Eiern, Granatapfelsirup, Zwiebeln, Knoblauch, Johannesbeeren, Reis, Kreuzkümmel und Safran. Am Ende des Abends tun uns die Bäuche weh vom guten Essen und vielen ausgelassenen Lachen. Wir sind fasziniert, wie übereinstimmend unser Humor ist und spüren einmal mehr wie hilfreich das miteinander sprechen für die Verständigung unter den Kulturen ist. Nichts ist kompliziert. Wir können alles ansprechen und bekommen auf jede Frage eine Antwort. Es kommt uns vor, als kennen wir uns seit ewige Zeiten.

 

Um uns bei unserem heutigen Menü das Allerbeste zu geben, hat Zoreh zu einem Trick gegriffen. Wir kochen jeden Gang, um die Schritte nachvollziehen zu können und ganz am Ende kommt Zorehs Mutter ins Spiel. Sie hat über den Tag hinweg das gleiche Essen bereitet, welches nun nach dem stundenlangen Garen fertig auf dem Tisch steht. Wohingegen wir manchen Schritt der Nachvollziehbarkeit halber etwas abkürzen mussten. So geht es also zu wie in einem echten Kochstudio. In welchem dann plötzlich das fertige Gericht eingeblendet wird.

 

Die Vögel kündigen den neuen Morgen bereits an, als wir zu unserem Leo zurück fahren. Wir lassen den wundervollen Abend in der Entspanntheit der nun einmal leeren Straße nachhallen. 

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Unterwäsche im Untergrund

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Unterwäsche im Untergrund

16.02.2015 Iran / Teheran / N35°45’13.3“ E051°25’28.0“

 

Wir haben Besuch! Gleich am Morgen kommt der Chef der Deutschen Außenhandelskammer auf einen Kaffee zu uns in den Leo. Sein Büro liegt zufällig direkt um die Ecke. Lustig, wie sich hier die Welt zusammen schiebt. Wie wir erfahren ist im Iran das Netzwerken alles. Und so sind wir dankbar für jeden Tipp über das Land und jeden Kontakt im Land.

 

Dann ist heute „Altstadttag“. Metrostation finden. Tickets kaufen. Die richtige Route heraus fischen. Haltestellen bis zum Ziel zählen und los geht es. Ich kann sagen, egal was wir tun, sofort ist irgendjemand zur Stelle der uns helfen will. Dieses unkomplizierte Entgegenkommen haut mich manchmal fast um. Auf dem Weg gönnen wir uns einen „Hot dog“. Ein wirkliches Riesenweißbrot mit einer kleinen Wurst darin.

 

Nach einer U-Bahn Fahrt im gemischten Wagon (es gibt auch Wagons nur für Frauen) tauchen wir wieder ans Tageslicht und trauen dabei unseren Augen und Ohren kaum. Plötzlich stehen wir in einem wirklichen ‚Wimmelbild’. Menschenmassen schieben sich voran, in den Hacken immer gern die Metallkante des nächsten Lastenkarrens oder Mofas. Jemand raunt uns zu, auf unsere Sachen Acht zu geben. Es ist eine Dichtheit an Menschen, an Lärm aller Arten, an Situationen, die ausreichen, der Stoff für mehrere Geschichten zu sein. Wir treiben durch den überdachten Basar, der Größte der Welt, mit seinen 30.000 Läden und genießen, hier wirklich nur unter Einheimischen zu sein. Hier wird Handel getrieben fürs ganze Land. Viele Zwischenhändler kaufen hier in großen Stückzahlen ein, um die Ware dann auf anderen Basaren im Land weiter zu verkaufen. Wir starten unbewusst mit der Unterwäscheabteilung. Zwei Dinge faszinieren mich dabei. Zum einen die teilweise wirklich überaus bemerkenswerten Konfektionsgrößen und zum anderen bleibt mein Blick an dem eigenwilligen Kontrast hängen wenn ich sehe wie komplett schwarz verhüllte Frauen bei Männern lustig bunter Unterwäsche auswählen. Es gibt nämlich auch absolut modisch raffinierte Modelle zu kaufen. Irgendwann summen uns die Ohren. Es ist wie in einem Bienenstock. Alles macht Geräusche, alles ist in Bewegung. Jeder schaut wie er selbst voran kommt. Egal, ob mit schweren Einkaufstaschen oder einem extrem beladenen Lastenkarren. Uns wird erzählt, dass der Trubel in diesen Tagen besonders groß ist, da dass Neujahr im März im Iran ansteht. Das bedeutet, Wochen vorher wird die Wohnung neu ausgestattet, man legt sich neue Kleidung zu und die Zutaten zum Essen sind zusammen zu tragen. Neujahr ist hier nicht wie bei uns an einem bestimmten Tag um Mitternacht. Hier richtet es sich nach dem Stand der Sonne und ist somit in jedem Jahr zu einer anderen Tageszeit am 20. oder 21. März. Sowohl Sekunde, Minute und Stunde werden genau ausgerechnet.

 

Unser Telefon klingelt und ein Freund von Ramin (der wiederum ist der Freund eines Bekannten in der Türkei...) möchte sich mit uns treffen. Er ist Webdesigner und so haben wir neben Land und Leuten gleich viele weitere gemeinsame Themen. Er hat in Indien studiert und arbeitet nun selbstständig. Wir erzählen ihm gerade, dass wir den Zufall lieben und so auch unsere Reise gestalten, in dem wir spontane Dinge zulassen, da klingelt erneut unser Telefon und unser Gast vom Morgen ruft uns an. Er bietet uns an, mit ihm und seiner Familie in einer Stunde in ein Konzert mit traditioneller, iranischer Volksmusik zu gehen. Wir finden die Idee toll und machen uns auf den Weg. Der ist in Teheran immer lang. Und so ist der Begriff „Pünktlichkeit“ hier ein sehr gedehnter, da der ewige Stau alle Zeitvorstellungen über den Haufen wirft. Unser Gastgeber beruhigt uns, in dem er erzählt, dass in Teheran alles später beginnt als geplant, da die Gäste oder Teilnehmer einfach nicht da sind. Und da ist es egal, ob es sich um ein Arbeitsmeeting oder einen Konzertabend handelt. Es sind Musiker vom persischen Golf mit ihren Dudelsäcken, Trommeln, Rasseln und Gesang. Mich beeindruckt die ausgelassene Stimmung, die im Konzertsaal herrscht. Alle klatschen und schunkeln und sind völlig aus dem Häuschen. Mir leuchtet die Bedeutung der Ausgelassenheit ein, als ich erfahre, dass bis vor 15 Jahren Musik und überhaupt jede Form von Emotionalität in der Öffentlichkeit verboten waren. Es fühlt sich wie ein Befreiungsschlag an. Nach dem Konzert werden wir als Ausländer gebeten, noch ein kleines Interview über unsere Eindrücke zum Konzert für die regionale Presse zu geben. Dann geht’s mit unserer kleinen Gruppe gleich weiter ins nächste persische Restaurant und ich genieße Orangenschalenreis mit Hühnchen. Dazu gibt’s ne neue Ladung Musik auf die Ohren.

 

Was für ein Tag, laut und hektisch und ruhig und bunt und entspannt und musikalisch und süß.

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Gastfreundschaft im Leo

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Gastfreundschaft im Leo

15.02.2015 Iran / Teheran / N35°45’13.3“ E051°25’28.0“

 

Der Tag kommt langsam angerollt. Ganz in Ruhe, ohne Hast. Wir werden geweckt von den Neugierigen, die am Leo wackeln um ihn einfach mal anzufassen. Der Leo wird beinahe eitel. So oft, wie er fotografiert wird... Dass wir unsere Herkunft aus Deutschland auch in Fasi am Leo stehen haben freut die Menschen besonders. Sie empfinden es als Wertschätzung. Was uns nun wieder freut. Ramin, unser erster Gast am Morgen trinkt einen ersten Kaffee mit uns im Leo. Auch wir wollen Gastfreundschaft zeigen, so oft, wie wir sie schon empfangen durften.

 

Langzeitreisen bedeutet auch, täglich einiges an Organisation zu haben. So geht es heute zum einen um die Grobplanung unserer Zeit im Iran. Denn immer wieder wird unser Kochprojekt nun von einer Reisebekanntschaft zur nächsten getragen. Diese für uns neuen Bekanntschaften dürfen wir dann jeweils später treffen. Es ist wundervoll! Genau so haben wir es uns gewünscht. Zum anderen bestimmt heute das Thema Internet den Tag. Die Suche danach gestaltet sich als ein richtiges kleines Abenteuer. Doch wir finden Hilfe und Unterstützung an jeder Ecke. Das ist wirklich bemerkenswert. Da laufen wir nun durch die am Gebirge Stadt und sagen uns immer wieder dabei: „Du, wir sind wirklich in Teheran“. Die Stadt selbst liegt auf einer Höhe von 1.100 bis 1.700 Metern. Die reicheren Teheraner leben seit alters her in den höher gelegenen Regionen. Da es dort im Sommer kühler ist. Das macht bei durchschnittlich 40 Grad Celsius schon ne Menge aus. Doch es geht noch weiter hinauf. Bei guter Sicht können wir heute den höchsten Berg des Iran hinter der Stadt liegen sehen. Es ist der Vulkan Demawend mit einer Höhe von 5.671 Metern. Imposant, dieses Panorama. So direkt hinter den Hochhäusern Teherans. Heute ist Sonntag. Für uns quasi ein freier Tag. Doch in Teheran ist alles am wirbeln. Ist der einzige freie Tag pro Woche doch der Freitag. Mit dem Samstag beginnt die neue Arbeitswoche. Als uns heute erzählt wird, dass die Menschen im Iran 3 Monate Urlaub haben staunen wir nicht schlecht. Als wir dann erfahren, dass auch jeder Freitag und alle Feiertage als Urlaubstage gezählt werden, verstehen wir.   Am Nachmittag haben wir spontan wieder Besuch im Leo. Wir kommen mit Reza, einem jungen Mann, ins Gespräch und laden ihn zu uns ein. Er findet es lustig, Wasser aus Weingläsern zu trinken. Wir finden es wiederum interessant, wie er spontan für uns aus dem Koran rezitiert. Die fröhliche Stunde mit ihm verfliegt wie nichts, und dann geht es auch schon weiter. Über Freunde aus dem Iran, die in Jena leben, sind wir bei deren Schwester hier in Teheran eingeladen. Es ist das erste Mal, dass wir nun eine iranische Wohnung betreten. Alles ist mit guten Teppichen ausgelegt, das Mobiliar ist gemütlich. Wir fühlen uns sofort wohl. In den Wohnungen verhalten sich auch alle völlig unbefangen. All die Regeln gelten wirklich nur außerhalb der Wohnungen. So liegt mein Tuch die nächsten Stunden an der Seite und ist nicht auf meinem KopfJ Gekocht wird heute ein Auberginen,- Tomaten-Gericht einer ganz besonderen Art. Denn die Auberginen werden auf den Grill gelegt, bis sie außen komplett verkohlt sind. Danach werden sie geschält. Der rauchige Geschmack, den sie dann haben, gibt dem Gericht eine ganz tolle Note. Bier gibt es auch dazu. Es ist selbst gebraut und schmeckt ein wenig wie selbst gemachter Hagebuttenwein. Die Rückfahrt zu unserem Leo ist in wenigen Minuten geschafft, nachdem wir am Nachmittag in dem dichten Verkehr fast zwei Stunden für den gleichen Weg gebraucht haben. Ab 7 Uhr am Morgen reißt der Stau nicht ab und der Weg zur Arbeit nimmt oft mehr als zwei Stunden in Anspruch. Als wir Ali, unserem Gastgeber, erzählen, dass wir beide zu Hause nur wenige Sekunden zur Arbeit laufen, kann er es einfach nicht fassen.

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Das nenne ich mal Straßenverkehr

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Das nenne ich mal Straßenverkehr

14.02.2015 Iran / Teheran / N35°45’13.3“ E051°25’28.0“

 

Iran, das Land mit den vier Jahreszeiten. So nennen die Iraner ihr Land selbst. Weil man zur selben Zeit im Norden Winter und im Süden Sommer erleben kann. Und so fahren wir heute Morgen bei frostigen Minusgraden in Tabriz los, um uns auf den 650 Kilometer langen Weg nach Teheran zu begeben. Das Landschaftsbild begrüßt uns anfangs, als seinen wir in den verschneiten Alpen unterwegs. Nichts scheint den Vorstellungen zu entsprechen, die wir vom Iran haben. Langsam ändert sich das Bild, als wir von 2.500 Metern Höhe langsam auf 1.700 Meter gelangen. Schroffe, kahle Berge umgeben uns nun und alles scheint unendlich weit.

 

Selbst eine Tankstelle finden wir heute. ‚Also auf, wir probieren das jetzt, wie es mit dem Tanken funktioniert’, sagen wir uns. Ausländer können normaler Weise keinen Diesel kaufen, da man keine Tankkarte besitzt. Doch der Tankwart nimmt bereitwillig seine eigene Tankkarte, steckt sie in die Tanksäule und schon läuft der Diesel. 250 Liter für gerade einmal 25€, dass ist doch mal ein Preis! Nur mit dem Bezahlen haben wir so unsere Schwierigkeiten. Mit einem großen Bündel steht Sten da, als der Tankwart ihm den Preis nennt. 100.000 Rial sind in etwa 1€. Doch die Zahlenangabe in Rial steht nur auf den Scheinen. Gesprochen wird in der Einheit Toman. 100.000 Rial sind 10.000 Toman. Das heißt, wenn uns 10.000 als Betrag gesagt werden, müssen wir 100.000 hingeben. Nur dass es im Alltag nicht mit den glatten Zahlen abgeht. Und so hält Sten einfach das Geldbündel hin und der Tankwart nimmt sich, was er braucht. Das geht, weil wir ja wissen, dass Sten umgerechnet nicht mehr als 30€ in der Hand Das mit dem „Eigentlich“ begegnet uns hier im Iran an jeder Ecke. „Eigentlich“ bekommen wir keinen Sprit. „Eigentlich“ darf kein Alkohol getrunken werden. „Eigentlich“ gibt es keine Scheidungen. „Eigentlich“ ist Facebook verboten. Und so geht es weiter in allen möglichen Lebensbereichen. Die Antwort die wir bekommen, als wir fragend schauen ist: „Na wenn ihr aus dem ehemaligen Ostteil Deutschlands kommt, dann wisst ihr doch, wie es bei uns läuft.“ Es gibt also ein offizielles und ein inoffizielles Verhalten. Diesen Unterschied nehmen wir an jeder Stelle wahr.

 

Nach 600 Kilometern wird der Verkehr um uns herum merklich dichter. Und zwar so dicht, dass wir um uns herum nur noch ein Meer an Autos wahrnehmen. Es geht nicht darum in der Spur zu fahren. Es geht ausschließlich darum vorwärts zu kommen. In Istanbul dachten wir schon, der Verkehr sei dicht, doch was wir heute erleben, übertrifft alles bisher Gekannte bei weitem. Wir sind verabredet am „Vanak Squere“ und haben keine Ahnung ob wir da jemals ankommen werden. Glücklicher Weise läuft unser GPS Navigator heute über große Strecken stabil. So ist uns die grobe Richtung klar. Wir fließen mit dem Fahrzeugmeer mit, obwohl uns die Polizei mahnt, dass man mit einem LKW nicht in die Stadt darf. Doch was haben wir für eine Wahl? Also verstehen wir nicht und rollen weiter. 500 Meter vor unserem Ziel wird es an einer Kurve so eng, dass wir einen schwarzen Kratzer in dem weißen Lack eines PKWs hinterlassen. Sofort große Aufregung. Ein Polizist ist zur Stelle, die Frau ruft aufgeregt ihren Mann an, ernste Gesichter, Diskussionen mit ausladenden Gesten. Als der Ehemann eintrifft, entspannt sich die Lage sofort. Er begrüßt uns in seinem Land und interessiert sich mehr für unser Motorrad, welches hinten am Leo befestigt ist, als für den Kratzer. Und so gibt’s zum Abschluss noch ein gemeinsames Foto mit lachenden Gesichtern und die Sache ist erledigt. Uff, das hat gesessen! Hätte auch ins Auge gehen können.

 

Ramin, unser Mann, mit dem wir verabredet sind, findet uns tatsächlich in dem Gewimmel des „Vanak Square“, in der Stadt mit mehr als 15 Millionen Einwohnern. Er führt uns mit dem Leo zu einem ruhigen Park, an dem tatsächlich Platz zum Halten ist für uns. So stehen wir nun direkt am Eingang des neu eröffneten Kriegsmuseums. Ein Panzer schaut direkt in unser Fenster hinein. Die Stadtpolizei ist unser Nachbar auf der anderen Seite. Uns wird versichert, dass es einen sichereren Platz für uns in ganz Teheran nicht geben kann.

 

Den Abend verbringen wir mit Ramin. Er ist ein Freund von Atil aus Kappadokien. Mit dem wir in Göreme bei den Aschehäusern zusammen trafen. Und so tauchen wir in den Gesprächen wieder ein Stück tiefer in die Geschichten des Irans ein.

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Ein Abend mit Überraschung

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Ein Abend mit Überraschung

13.02.2015 Iran / Tabriz / N38°01’32.3“ E046°21’56.5“

 

Ein wundervolles Gefühl im Leo, bei verschlossenen Fenstern, das Tuch vom Kopf nehmen zu dürfen. Für mich ist es wirklich eine Umstellung, hier komplett auf Sten angewiesen zu sein. Eine Speisekarte bekomme ich nicht. Ich werde nicht gefragt, was ich essen möchte. Die Hand gibt man mir nicht, weil auch das schon zu viel Nähe bedeuten würde. Nun, ich sehe es für mich als ein Spiel an und lasse mich darauf ein. Ich bin noch dabei, alles zu beobachten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was an Verhalten und Kleidung im Iran ok ist und was hier gar nicht geht. So fühle ich mich mit meinem blauen Tuch auf dem Kopf schon ein wenig wie ein Schmetterling, neben den komplett schwarz gekleideten Frauen im Restaurant.

 

Nach unserer Nacht im dichtesten Straßenverkehr, was uns übrigens überhaupt nicht gestört hat. Sind wir doch komplett in unserer kleinen Welt, wenn wir die Tür hinter uns schließen, machen wir uns auf, einen ersten Eindruck bei Tageslicht zu erhaschen. Alles geht hier ja nun wieder neu los. In der Türkei hatten wir uns am Ende gut eingelebt. Nun steht alles wieder auf Null. Wie ist es mit dem Tanken? Wenn zwar der Diesel pro Liter nur 10 Cent kostet, man aber eigentlich keinen Diesel erhält. Woher bekommen wir Internet? Will doch der Staat die Kommunikationsfreudigkeit nicht wirklich fördern. So ist Facebook, Google, Twitter und you tube verboten. Wie kann uns die Orientierung gelingen, wenn wir die Schilder nicht lesen können? Wir fühlen uns heute wie Kinder, die alles neu für sich entdecken. In einem Telefonladen können wir zu unserer großen Freude unseren Blogbericht hochladen. Die Internetverbindung ist in dem Shop etwas schneller und stürzt nicht dauernd zusammen. Hier redet alles noch von KB und MB. Ein Gigabit ist hier ne riesen Nummer.

 

Unser Weg führt uns heute per Damm über den Orumiyeh See. Er hat einen Salzgehalt von 38% und ist damit noch konzentrierter als das Tote Meer mit 30% Salzanteil.
Eine Polizeikontrolle winkt uns aus dem Verkehr, hat dann aber doch keine Lust uns zu kontrollieren, als sie merken, dass wir Ausländer sind. Für ein Foto vom Salzsee halten wir trotzdem an. Plötzlich steht eine Frau vor mir und begrüßt mich überschwänglich. Wie schön es ist, dass wir in ihrem Land sind. Ehe wir uns versehen können, haben wir die Hände voller Früchte, Sonnenblumenkerne und Keksen. Wir werden beschenkt und wissen gar nicht, wie uns geschieht. Zum Abschied tauschen wir unsere Nummern aus.

 

Vielleicht sehen wir uns ja am Abend in Tabriz noch einmal. Und tatsächlich... Wir sind gerade in unseren Leo gestiegen und überlegen, ob wir nun schlafen gehen, da klingelt unser Telefon und unsere Nachmittagsbegegnung meldet sich. Sie sind bestürzt, dass wir morgen schon weiter fahren und wollen uns deshalb unbedingt in dieser Nacht noch ihre Stadt zeigen. Da wir Spontanität lieben, freuen wir uns, als Solmaz, Shahram und ihre Tochter Rosa uns abholen um uns die blaue Moschee, die Frauenbrücke, das riesengroße und mächtige Stadttor, welches wie aus tausend und einer Nacht aussieht, das Rathaus (der Architekt war ein Deutscher) zu zeigen.

 

Lange nach Mitternacht verabschieden wir uns voneinander. Mit einem Lachen im Gesicht steigen wir in unseren Leo und sind beseelt von so viel Gastfreundschaft.      

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Wo sind die Deutschen?

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Wo sind die Deutschen?

12.02.2015 Iran / Orumiyeh / N37°32’17.3“ E045°04’09.8“

 

Hui, was für ein Glatteis heute. Und das in Hakkari. In der Stadt die unmittelbar am Hang liegt und es straßenmäßig für uns heute Morgen steil bergab geht. Da lassen wir uns die Einladung zum Frühstück doch nicht zwei Mal sagen und verschieben unsere Abfahrtszeit nach hinten. Vielleicht haben wir Glück, und die Straßen sind dann schon mit Salz bestreut. Eine herzliche Verabschiedung von Cimen, Ali und Alper, die sich anfühlt, als verlassen wir alte Freunde. Dabei hatten wir uns doch erst am Nachmittag zuvor kennen gelernt. Dann reden wir unserem Leo gut zu, dass er doch bitte nicht ins Rutschen kommen möge nun, da wir losfahren müssen.

 

Die ersten paar hundert Meter sind der Horror. Auf spiegelglatter Straße bewegen wir uns fast zentimeterweise bergab. Dann ist uns das Glück hold und die Straße tatsächlich gestreut. Oh, großes Aufatmen! Die erste Hürde heute haben wir genommen.

 

Da steht 50 Kilometer weiter schon die Nächste vor uns. Armeekontrolle. Woher? Wohin? Warum? Passkontrolle. Ernste Gesichter. Was ist da drin? Bei der Frage machen wir bereitwillig die Tür zu unserem mobilen Heim auf. Und binnen weniger Sekunden stehen da gefühlte 20 Mann drin. Nun nicht mehr aus Dienstbeflissenheit sondern aus Neugier. Die Stimmung lockert sich. Ich höre geradezu das emotionale Eis abtropfen. Sogar ein Foto können wir noch mit allen zusammen machen. Wobei die türkische Fahne im Hintergrund das Wichtigste zu sein scheint. Einladung zu Tee. Wir lehnen dankend ab. Die Zeit drängt. Uns wurde empfohlen, nicht zu spät zur Grenze zu kommen wenn man es schaffen will noch am gleichen Tag in den Iran einzureisen.

 

So stehen wir um 11Uhr in einem Menschen,- Säcke,-Fahrzeug-Gewimmel und wissen erst mal gar nicht, dass wir schon an der türkischen Grenze sind. Hundert Meter lange Autoschlangen tauchen vor uns auf. Na das kann ja nun dauern. Doch nein, wir werden sofort nach vorn gewunken und arbeiten uns Meter für Meter vorwärts. Mehrere Männer helfen uns in dem Gewirr an Formalitäten und so sind wir binnen einer halben Stunde zwischen der türkischen und der iranischen Grenze. Nun Elke ‚schnell das Kopftuch aufsetzen und einen knielangen Mantel überziehen’, schießt es mir durch den Kopf.

 

Auf der iranischen Seite ist auch sofort ein junger Mann da, der uns nun stundenlang durch den Behördendschungel schleust. Wir sind gefühlt an jedem der Schalter mindestens drei Mal. Nachvollziehbar ist das für uns nicht wirklich. Doch wir lassen uns bereitwillig auf den Slalomlauf ein und achten immer nur darauf, wo gerade unsere Pässe und Unterlagen sind. In den Gesprächen um uns herum hören wir immer wieder das Wort ‚German’ heraus. Jeder hier scheint inzwischen zu wissen, dass gerade Deutsche in der Grenze sind. Das ganze Hin und Her dauert gute drei Stunden und so stehen wir nach 14 Uhr vor der Schranke in den Iran. Also gleich geschafft, denken wir. Noch eine Formalie klären, wegen einer Straßenbenutzungsgebühr und dann los. Doch nein, halt, das zieht sich jetzt. Unendlich viel Telefonate nach Teheran, Diskussionen, warten, Telefonate, Diskussionen, warten folgen nun. Am Ende zahlen wir 275 € für die Benutzung der iranischen Straßen und sind um 18 Uhr endlich im Iran.

 

Die Dunkelheit verschluckt uns sofort nach der Grenze. Wir sehen quasi nichts um uns herum. Die Schilder weißen zumindest ab und an mal lateinische Buchstaben auf. Wir erreichen einen ersten Ort und machen Halt, um zu essen. Die Nacht verbringen wir direkt am Straßenrand einer viel befahrenen Straße. Doch so haben wir teilweise eine Internetverbindung, durch das Hotel auf der anderen Straßenseite. Den Verkehrslärm denken wir uns einfach um in Meeresrauschen.

 

Ja, Iran, da sind wir nun. Auf in das Abenteuer dieser für uns so fremden Welt.

N37°32’17.3“ E045°04’09.8“

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Kommentar

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    Ihr zwei lieben,

    ich lese immer alle paar Tage mehrere Eurer Geschichten und freue mich so mit Euch und würde Euch gern den Kultur-Vermittlungs-Award verleihen, weil Ihr auch uns so mitnehmt und das alles so schön aussieht und sich so gut anfühlt. Heute habe ich von wundervoll meditativer Musik begleitet gelesen und das hat gepaßt wie die Faust auf´s Auge. Das wird meine neue Gewohnheit!

    Wir versinken hier in einer einmaligen Krankheitswelle. Die Kinder sind seit gefühlten 2 Wochen daheim und immer wieder ist irgendwas. Fieber hier, Halsweh da, Fieber ich, Bauchweh Kinder… aber ich bin guter Hoffnung, daß es nun bald überstanden ist. Unterstützung hab ich von vielen Seiten..

    Eure Pflänzlein gießen bereitet mir große Freude…es ist nun im Flow…nicht mehr tagemäßig abgezählt, sondern wann immer ich das Gefühl hab, daß sie es brauchen. Dann geh ich rüber, sehe Euch im Herzen und Mateo – er war heute mit drüben – hat gesagt, daß ihr wieder da seid, wenn er 8 ist. 🙂

    Laßt es euch weiterhin so gut gehen…!

    ach ja…einen neuen Hausbewohner haben wir seit 12 Tagen 😀 das NachbarsBaby ist da! Ein friedvoller Bursche.
    Und: DER FRÜHLING BEGINNT! jippieh!!

    Ich drücke Euch,
    Tina

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    Dear Elke und Sten,

    now I was watching at your pictures in Meibod and Yazd, as I wrote before the people of this part of Iran are the best and simplest one (in general of course).
    And i have to say congratulations for the marvellous pictures you got.

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    Hallo Ihr Beiden,

    ich bin regelmäßig auf Eurem blog und absolut begeistert – davon, wie gut es Euch geht und davon, wie Euer Reise-Begegnungs-Erlebnisflow mich im Alltag ein ganzes Stück mitnimmt! Danke dafür. Ich habe immer die beste Stimmung nach dem Lesen Eurer Zeilen und den vielen Fotos. Jedesmal kann ich so in meiner Phantasie in Eure gastfreundliche und neugierige Welt mitverreisen. Heute habe ich mir meine Rafik Schami – Geschichten wieder vorgeholt, um noch etwas länger in dieser Stimmung mitzutreiben.

    Habt weiter so wache Zeiten und lasst es Euch gut gehen. Ich bin weiter gespannt auf das, was Ihr zu erzählen habt.
    Liebe Grüße aus Jena,
    Sebastian

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    Dear Ede un Sten,

    we are happy you are happy. than for nice pieces you wrote about us.

    kisses

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    Lieber Feuerwehrmann, liebe Kopftuchfrau! Wie schön, mal wieder einige erlebnisreiche Tage Eurer Wahnssinnsreise zu verfolgen! Ihr seht so glücklich und zufrieden aus – Eure Erlebnisse beeindrucken mich. Habt eine gute Nacht in Eurem Leo und genießt die Zeit!

    Ganz lieben Gruß aus der Heimat, Inge-Lore

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    Ihr Lieben,
    Danke, dass wir Euch begleiten können auf Eurer wunderbaren Entdeckung der Kulturen. Es macht uns froh, dass es Euch so wohl ergeht – irgendwie seht ihr mittlerweile 10 Jahre jünger aus – entspannt, gelassen, neugierig. Das ist mit Sicherheit das beste Rezept – und ihr habt es schon gefunden! Im Herzen jeden Tag bei Euch !

    Herzlich Antje und Oliver und Josef

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    Hallo Ihr Zwei,
    lieben Dank mal wieder an Euch für, dafür das Ihr uns teilhaben lasst an Eurem wundervollen Erlebnissen. Ich freue mich für Euch und wünsche weiterhin super Gastfreundschaft, fröhliche Begegnungen und Versorgung mit allen was Ihr braucht.
    Herzliche Grüße
    Holger

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    Hallo ihr lieben ich hoffe es geht euch gut. ıhr seıd eınfach klasse macht weıter soo eınmalıger erlebns was ıhr da habt ıch hoffe ıhr habt allerleı spass dabeı 🙂 hab euch lıeb vıel glück und elke kopftuch steht dır gut und knall jedem eıne dıe keın respekt vor dır haben Bussy bıs bald schlaft gut :-*


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